
Ducks & Dungeons #9 – Der magische Tunnel
Die Geschichte in einem Satz: Gundel Gaukeley schickt Onkel Dagobert einen verzauberten Silberteller, der wie ein magisches Portal funktioniert, um die Nummer Eins zu stehlen.
On a Silver Platter bzw. Der magische Tunnel ist am 20.12.1989 in den USA veröffentlicht worden und erschien in der Mickey Maus 5/1994. Die Geschichte wurde gezeichnet und geschrieben von Don Rosa und übersetzt wurde sie von Jano Rohleder. Ich habe die Geschichte im April 2025 in der Don-Rosa-Library, Band 2: Zurück ins Land der viereckigen Eier gelesen.
Wer bei Nummer Eins zuerst an Jonathan Frakes denkt, ist im falschen Universum. Wir sind hier bei Ducks & Dungeons und da sollte man natürlich an Onkel Dagoberts ersten selbstverdienten Kreuzer (im Original Dime, also ein 10-Cent-Stück) denken. Nur Sekunden später sollte sich dann, hinter dem Kreuzer, eine finstere Gestalt aufbauen, die Hände gierig ausgestreckt: Gundel Gaukeley. Diese Hexe vom Vesuv versucht schon seit 1961 den „Glückszehner“ (Dagobert hasst diesen blödsinnigen Namen!) zu ergattern, um daraus ein Amulett anzufertigen. Einer ihrer cleveren Versuche den Zehner zu bekommen ist der Silberteller den Dagobert gerade erhalten hat, denn dieser macht sich nicht nur ausgezeichnet unter dem violetten Samtkissen, auf dem der Kreuzer ruht, sondern er ist auch ein magisches Portal, das direkt zu einem zweiten Teller führt, den Gaukeley in ihrem Hexenhaus auf dem Vesuv verwahrt. Einmal abgelegt, verschwindet das Kissen und der Kreuzer und die Hexe ist am Ziel: „Hahaha! Endlich! Nach all der Zeit!“ Doch Dagobert und Donald entdecken das Geheimnis des Silbertellers und starten den Gegenangriff. Zunächst unabsichtlich, aber dann gezielt. Und sowohl Donald als auch Dagobert sind äußert findig darin Gundel Gaukeley das Leben zur Hölle zu machen. Donald steckt seine Füße durch und der Teller läuft bei Gundel im Haus herum, dann holt Dagobert seine Bertha und verschießt Kanonenkugeln, bis dann am Ende die Großoffensive beginnt und die Hexenhütte regelrecht geflutet wird. Gundel gibt auf und Dagobert erhält seinen Kreuzer zurück, doch das war sicher nicht der letzte Versuch den Glückskreuzer zu ergattern …
Als ich über Die transsilvanische Truhe schrieb, kündigte ich bereits eine weitere Besprechung einer Geschichte von Don Rosa an, die ich vor längere Zeit gelesen habe. Der magische Tunnel meinte ich damit nicht, denn diese Geschichte um ein magisches Portal habe ich erst kürzlich im April gelesen. Ich weiß leider nicht mehr wann, aber das ist auch nicht so wichtig, schließlich sind wir hier, um über tolle Duck-Geschichten zu sprechen und nicht über meinen Kalender (oder mein mangelhaftes Erinnerungsvermögen).
Der magische Tunnel ist zehn Seiten lang und hat, um mit einer Formatbeobachtung zu starten, die perfekte Länge. Das Gerangel rund um den kostbaren Zehner beginnt mit dem plötzlichen Verschwinden desselbigen im letzten Panel der ersten Seite (siehe Beitragsbild). Wer will denn da nicht umblättern? Dann, zwei Seiten weiter, sehen wir eine überraschte Gundel Gaukeley, ihren nicht minder überraschten Raben Nimmermehr, den Silberteller und den Bürzel samt Entengesäß des reichsten Manns der Welt: „!“ in der Tat!
Und nun beginnt das Hin und Her, wobei Donald und Dagobert deutlich die Initiative ergreifen und acht Mal Gundel das Leben schwer machen (Entenbürzel und meckernder Dagobert eingeschlossen), während Gundel zweimal zum Gegenschlag ausholt und Nimmermehrs Flügel ins Spiel bringt und zum Schluss mit Rauchbomben „nachtritt“. Es ist ein Kleinkrieg über ein magisches Portal, was ich so noch nicht gesehen habe. Rosa schreibt dazu in Hinter den Kulissen von „Der magische Tunnel“ (Rosa 2020: S. 157):
Besonders gefällt mir, dass Dagobert in dieser Story einen seiner typischen großen Kämpfe mit Gundel Gaukeley hat und trotzdem nie seinen Geldspeicher in Entenhausen verlässt, genau wie Gundel sich die ganze Zeit über in ihrem Zauberladen an den Hängen des Vesuvs befindet, Tausende von Meilen entfernt.
Und genauso wie Rosa diese Geschichte besonders schätzt (sie schrieb sich mehr oder minder von selbst, laut seinem Kommentar), bin ich ebenso begeistert. Die Ideen sind unverbraucht und ergeben sich ganz natürlich in ihrer Eskalation. Da ein guter Gag von der Überraschung lebt, ist die Geschichte verflixt kurzweilig, da jede Seite mit einer neuen Kampftaktik aufwartet. Dabei ist durch Half-Life: Portal (erscheinen 2007) doch das Portal im Gaming-Mainstream gelandet und mit Rick & Morty teleportierte sich das Thema in den großen Mainstream. Aber Don Rosa hat die Geschichte schon 1989 veröffentlicht und im magischen Tunnel sind immer noch Ideen drin, die frisch sind und mich überraschen. Überraschend in diesem Zusammenhang ist auch, dass Carl Barks bereits 1961 eine ähnliche Geschichte geschrieben hat (Titel: Zukunftsmusik), der ich noch nachgehen muss (zu finden in der Carl Barks Collection 22 – die ich nicht besitze, was es etwas komplizierter macht).
Rundum eine gelungene Geschichte mit Magie und Gags. Kein Wunder, dass sie zu Rosas Lieblingsgeschichten zählt.
Und noch ein gutes Zitat: „Das perfekte Verbrechen, was, Nimmermehr? Und ich musste nicht mal das Haus verlassen.“
Rollenspielerisches
Beginnen wir mit Gundel Gaukeley. Ein wiederkehrender Bösewicht, der etwas will und dabei immer wieder neue Pläne ersinnt, ist natürlich für eine Rollenspielkampagne unentbehrlich. Er oder sie treibt die Charaktere an etwas zu tun und je ungewöhnlicher und klüger die händereibenden Vorhaben sind, umso mehr müssen sich die Charaktere anstrengen und strampeln, damit sie die Pläne vereiteln können. Gundel Gaukeley ist (verzeiht mir diesen Vergleich) wie Hissah Zul (bekannt aus Conan der Abenteurer mit Ralf Möller) nur selten erfolgreich bei ihren Plänen. Das liegt auch daran, dass Dagobert Duck verdammt trickreich ist, man wird nicht ohne Hirnschmalz der reichste Mann der Welt (außer man erbt). Das liegt aber auch daran, dass ein guter Bösewichtsplan immer auch Schwachstellen haben sollte, damit die Charaktere ihm etwas entgegensetzen können. Vielleicht unterschätzt der Fiesling die Kräfte der Charaktere, vielleicht hat er den Plan aber auch nicht zu Ende gedacht oder (und das sehen wir wundervoll beim Silberteller) der Plan macht den Bösewicht selbst angreifbar. Und meine Güte, die Ducks schlagen hart zurück!
Womit wir beim magischen Artefakt der Geschichte sind: Der Portal-Silberteller. Dieses Objekt kann man problemlos in seine Kampagne einbauen. Es hat klare Regeln (man kann nicht hindurch, weil der Durchgang zu klein ist; Man kann hinüberrufen und das Gegenüber kann dich hören; Das Portal funktioniert in beide Richtungen, egal wie weit man voneinander entfernt ist und es gibt auch keine Anwendungsprobleme, wie ein Kommandowort. Das Portal ist einfach da, wie ein Loch) und der Reiz entsteht durch die Experimentierfreude, die eure Gruppe haben wird. Mit der Gegenseite des Portals herumlaufen, hineinschießen und natürlich Wasser einfließen lassen, sind hervorragende Taktiken. Gerade letzteres lässt einen an den Portalzauber von Lamentations of the Flame Princess denken, bei dem ein Portal auch zur Ebene des Wassers geöffnet werden konnte. Die so entfesselten Fluten, verwandelten dann die Kampagnenwelt zu einer Waterworld.
Als Letztes möchte ich gern auf den Ideenreichtum eingehen. Dagobert und Donald finden durch Zufall heraus, wie das magische Artefakt funktioniert. Sie experimentieren mit dem Silberteller herum und können dann feststellen, wie er genau funktioniert. Das ist Old-School-Rollenspieltaktik in Reinform. Statt „Identifizieren“ zu zaubern, wird herumprobiert. Genauso verhält es sich mit dem Kampf, den die Ducks gegen Gundel austragen. Alles verfolgt keinen großen Plan, es wird improvisiert und man sieht, wie sehr die Hexe mit all diesen Ideen nicht gerechnet hat. Wobei an auch ihre Ideen lobend erwähnen sollte: Den Teller mit Rabenflügel auszustatten und den Ducks so den Zugang zum Portal zu verwehren ist verflixt schlau. Aber der Wassertrick, den Dagobert ersinnt, ist natürlich viel zu gut und macht die stärkste Hexe fertig.
Rollenspielerische Randnotizen
- Wann haben eure SC eigentlich das letzte Mal ein Geschenk erhalten? Das muss ja nicht unbedingt ein verfluchtes Objekt sein, aber wer freut sich nicht über Geschenke?
- Gundels Hexenhütte hat eine Unmenge von Details: Große Knochen als Tischbeine, Zaubertränke, Zauberzutaten, Krüge mit Lebewesen darin (Tentakel & Augen sieht man im Hintergrund) und natürlich Zauberbücher – Alles so wertvoll, dass Gundel Gaukeley am Ende kapituliert.
- Kann man diese Geschichte mit zwei Gruppen in unterschiedlichen Zimmern spielen? Zwei Gruppen, die sich gegenseitig das Leben zur Hölle machen mit einem Portal. Das könnte ich mir durchaus vorstellen, gerade in Form eines Turniers.
Quellen
- Rosa, Don: Der magische Tunnel, in: Die Don-Rosa-Library, Band 2: Zurück ins Land der viereckigen Eier, Berlin, 2020
- Duckipedia über Der magische Tunnel

150 Filme in 2025 – Der April
Ich bin verflixt spät dran! Der April war leider ziemlich voll und ich habe es nicht geschafft alle Kurzreviews sofort nach dem Gucken zu schreiben. So musste ich also nacharbeiten und da der Mai voller Rollenspiel-Conventions ist, hat das alles ziemlich gedauert. Wer wissen will, was ich hier tue kann das im ersten Beitrag nachlesen und im Podcast nachhören. Aber nun sind die Besprechungen fertig und hier sind meine gesehenen Filme für den April 2025:
Argo (2012)
Es gibt nur eine Gruppe von Menschen, der man abnehmen würde, in den revolutionsumtosten Iran des Jahres 1979 zu reisen: Hollywood-Leute auf der Suche nach einem Drehort für einen Science-Fiction-Film. Es ist also die perfekte Tarnung, um Botschaftsmitarbeiterinnen und -mitarbeiter aus dem Land zu bekommen. Aber um diese Tarnung zu bewerkstelligen, braucht man viel Vorbereitung und verdammt viel Glück.
„Argo“ ist die wahre Geschichte eines Films, den es nie gab und eine beispiellose und erfolgreiche Rettungsaktion des CIA, über die (lange Zeit) niemand etwas wissen durfte. Wir haben eine große und rundum hervorragende Besetzung beginnend mit Ben Affleck als Tony Mendez, der die CIA-Operation plant und umsetzt, über John Goodman und Alan Arkin (John Chambers und Lester Siegel), die die Hollywoodunterstützung darstellen und natürlich die Schicksalsgemeinschaft der US-Botschaftsangehörigen, die in der kanadischen Botschaft untergekommen sind. Aber auch all die Nebendarstellerinnen und -darsteller des Iran überzeugen durch ihr Schauspiel. Es ist ein verflucht spannender Film, bei dem die Angst, das Chaos und die Ungewissheit eines Umsturzes greifbar ist. Das Lebensumfeld der Botschaftsmitarbeiter wird immer kleiner: Zunächst ihr Botschaftsgelände, das erstürmt wird; dann die kanadische Botschaft, die nicht auf so viele Dauergäste ausgelegt ist; es folgt der VW-Bus, mit dem man zum Markt und zum Flughafen fährt und dann am Flughafen selbst, gibt es dann nicht mal mehr vier Wände, die einen schützen. Wunderbar inszeniert von Ben Affleck.
048 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Die Metapher von Argo, mit dem natürlich auch das mythische und schnelle Schiff der Argonauten gemeint ist, dass die Besatzung sicher ins Schwarze Meer brachte und auch die Meeresmonster Skylla und Charybdis hinter sich lassen konnte, soll hier aber auch nicht unerwähnt bleiben.
Treasure Planet (2002)
Robert Louis Stevensons „Die Schatzinsel“ ist wohl einer der berühmtesten Abenteuerromane der Welt. Long John Silver ist eine so ambivalente Figur, dass sie uns selbst nach über 140 Jahren noch fasziniert. Und außerdem geht es um Piraten. Piraten mit schwarzen Augenklappen und glänzenden Goldzähnen. Und grünen Vögeln auf den Schultern …
Disney experimentierte in der Vergangenheit immer wieder mal mit Filmen und „Der Schatzplanet“ gehört dazu. Der Film funktioniert als Abenteuer ausgezeichnet, hat liebevolle Figuren und kommt ohne Musical-Elemente daher, was mich sehr freut. Jim Hawkins ist mir in dieser Fassung allerdings etwas zu „rebellisch“, wobei die Beziehung zu Silver schon sensibel gezeichnet wird.
Die Science-Fiction-Steampunk-Ideen sind alle gut inszeniert und auch wenn so manches 3D heute nicht mehr so gut aussieht, vermag der Schatzplanet einen doch schnell in den Bann zu ziehen. Die Geschichte ist hinlänglich bekannt und in der Neuinterpratation sind eine Menge Anspielungen und Gags eingebaut, was einen charmanten Film auf den Fernsehschirm zaubert.
049 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Erst am Ende des Films hab ich den Gag mit dem Morph verstanden! Der ist der Papagei, der aber nicht nur die Stimme nachahmt, sondern das Aussehen. Hut ab!
PPS
Abgefahren: Billy Bones (der Mann mit der Karte) wird im Original von Patrick McGoohan gesprochen! Das dürfte wohl seine letzte Rolle gewesen sein. RIP Nr. 6.
The Game (1997)
Gordon Gecko wird ein anderer Mensch. Ähh … ich meine natürlich Nicholas van Orton (gespielt von Michael Douglas) wird ein anderer Mensch durch Jumanji … oder ein anderes Spiel, das ihm sein Bruder (Sean Penn, aber nur kurz) schenkt. Mehr sollte man nicht erzählen. Der Rest ergibt sich von selbst.
Ich gebe zu: „The Game“ ist mein Guilty Pleasure. Ich gucke den Film immer mal wieder und je öfter ich ihn sehe, umso mehr Ungereimtheiten fallen mir auf und auch eine gewisse Unzufriedenheit stellt sich ein, weil ich „The Game“ als Teenager so unglaublich beeindruckend fand und dieser Effekt inzwischen verklungen ist. Aber so wichtig ist das alles nicht. Man könnte Fragen über Fragen stellen und vermutlich gibt es ganze YouTube-Essays mit drei Stunden Länge, die sich nur damit beschäftigen, wie unrealistisch der Film ist und was daran alles keinen Sinn ergibt. Aber ich mag diesen Film. Ich mag die Atmosphäre des Films, die einzelnen New-Yorker-Schauplätze sind von Fincher wunderbar eingefangen und man sieht Michael Douglas gern dabei zu (und wie sehr liebe ich Volker Brandt als Synchronsprecher!), wie er von einem Problem ins nächste stolpert, fällt, rennt, verunfallt oder rätselt. Man sollte eine gehörige Portion Suspension of disbelief (das heißt übrigens im deutschen: willentliche Aussetzung der Ungläubigkeit – wie schön!) über sein Popcorn gießen und dann einfach die Fahrt genießen. Nicht zu viel Nachdenken, einfach laufen lassen. Fincher nimmt dich an die Hand und führt dich in ein verrücktes Abenteuer mit einem Twist nach dem anderen.
050 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Ach, eine Frage habe ich noch: Wer zum Teufel würde, so ein Spiel versichern?!
Clash of the Titans (1981)
Der letzte große Film mit Stop-Motion-Monstern von Ray Harryhausen. „Kampf der Titanen“ erschien 1981 und greift verschiedene Sagen der griechischen Antike auf. Im Mittelpunkt steht Perseus (gespielt von Harry Hamlin), Sohn des Zeus. Dieser wird ein großes Abenteuer verstrick, in dessen Zentrum Prinzessin Andromeda (gespielt von Judi Bowker) und der unmenschliche Calibos (Neil McCarthy) stehen. Ausgestattet mit den Geschenken der Götter und dem geflügelten Pferd Pegasus, muss Perseus große Abenteuer bestehen, um Andromeda vor dem Kraken (einer der Titanen) zu retten.
Ein schöner Fantasy-Film, mit toller Stop-Motion-Technik und kreativen Monstern. Doch da Perseus drei Geschenke erhielt, möchte ich umgekehrt drei Punkte anmerken:
1. Harry Hamlin als Perseus ist für mich ein echter Schwachpunkt. Gerade in Szenen mit dem Leinwandprofi Burgess Meredith (er spielt den Dichter Ammon) wirkt Perseus blass. Ja, er besitzt die Statur und Energie eines antiken Helden, aber die Mimik und der Ausdruck sind noch etwas roh. Es war sein vierter Film (vermutlich sogar ein früherer Film, weil „Kampf der Titanen“ schon 1979 gedreht wurde, aber erst 1981 ausgestrahlt wurde) und man merkt das. Das ist keine Tragödie, aber Hamlins Darstellung lässt mich recht kalt. Spannend ist jedoch, dass Hamlin bei God of War II nochmal in seine Rolle schlüpft und Perseus in dem Videospiel darstellte. Übrigens: Zuerst sollte Arnold Schwarzenegger die Rolle spielen, doch da es zu viele Dialoge gab, entschied man sich dagegen.
2. Ich liebe die Harryhausen-Filme. Der Kampf mit den Monstern ist immer fabelhaft inszeniert. Besonders gefallen haben mir die Skorpione und natürlich der Kraken. Aber zugleich merkt man auch, dass die Rückprojektionen heutzutage nicht sehr gut gealtert sind. Überraschenderweise finde ich den deutlich älteren Sindbad besser gealtert als „Kampf der Titanen“.
3. Bubo. Ich glaube als Kind hätte ich auch eine mechanische Eule gewollt. Ein paar Jahrzehnte später habe ich doch noch eine Eule bekommen, aber das ist eine andere Geschichte … Zurück zu Bubo. Wann immer ich etwas über Bubo lese, heißt es, die Idee sei vor C3PO dagewesen. Das glaube ich. Aber so richtig warm bin ich mit Bubo nicht geworden.
Und da Perseus noch die besagte Eule bekommt, hier noch ein allerletzter Punkt:
4. Auf der immer wachsenden Wikipedia habe ich einige Zusammenfassungen zeitgenössischer Kritiken gelesen und in einer dieser Rezensionen heißt es: „The real titan is Ray Harryhausen.“ Diese Rezension wird der Times zugeschrieben, aber es fehlt ein Zitat. Ich hoffe es ist wahr, denn am Ende ist es Harryhausens Magie, die den Film noch heute zu einem Klassiker macht.
051 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Ich habe den Film zum ersten Mal gesehen. Zumindest bewusst. Seltsam? Aber so steht es geschrieben …
Passwort Swordfish (2001)
Stanley Jobson (Hugh Jackman) ist ein verdammt guter Hacker mit Familienproblemen. Er hackt sich mit einem guten Rotwein und mehreren Monitoren in alles rein, was es so gibt. Wer die Karte am Laptop kennt, weiß etwa, wie schnell Jobson hacken kann. Er lässt sich auch vom Hacken durch wirklich gar nichts ablenken, auch wenn Gabriel Shears (John Travolta) Bärtchen und Frisur einem wirklich zu schaffen macht. Aber Shears kann sich das erlauben, denn er ist das härteste Verbrechergenie, das man sich vorstellen kann: „Er tut, wovon wir nur zu träumen wagen. In seiner Welt ist nichts unerreichbar. Er nimmt sich, was er will, wann er will.“ Beschützt wird er von Marco (Vinnie Jones) – wenn jemand wie Shears überhaupt Schutz braucht. Und ebenfalls an seiner Seite ist Ginger Knowles (Halle Berry), die ihr eignes Spiel spielt.
Ich hätte auch lieber, was anderes im DVD-Spieler spielen sollen, denn „Passwort: Swordfish“ gibt mir als Zuschauer nur wenig zurück. Auf dem Papier ist der Film ein Heist-Movie, gemischt mit Actionszenen, doppeltem Spiel und Hacking. Es wird so hart gehackt, dass zieht euch die Netzkabel raus! Die Datenautobahnen glühen und die Würmer krabbeln rasend schnell durch die Datenkabel bis zur letzten Bandmaschine, die nur noch aus Tradition am Internetz angeschlossen ist. Woooah … So cool! Das alles ist völlig überzeichnet und hat diesen späten 90er/Anfang 00er-Look, den man auch von „Nur noch 60 Sekunden“ oder „The Fast and the Furious“ kennt, der im selben Jahr startete. Das ist im besten Falle komisch, aber meistens langweilig. Der Film hält dich bei Laune durch Action-Szenen und sinnfreie Erotik.
Dennoch: Der Film ist als Zeitkapsle unentbehrlich! Wer wissen möchte, was früher in den 00er cool war, der muss „Passwort: Swordfish“ (aus traditionellen Gründen) archivieren. Es war eine merkwürdige Zeit, in der alles aussah, als würde hätte man es durch eine (coole) Sonnenbrille gefilmt. Und es spricht Bände, dass ich den Film schonmal gesehen habe, aber mich nur noch an kaum etwas erinnern konnte.
052 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Neben Travoltas Bart möchte ich auch Jackmans Ohrring lobend als glänzenden Nebendarsteller erwähnen.
PPS
Zu Beginn erzählt Shears was über „Hundstage“. Ein Tipp für alle, die das hier lesen: Stoppt „Passwort: Swordfish“ and dieser Stelle und schaut euch „Hundstage“ an. Lohnt sich.
Forbidden World (1982)
„Forbidden World“ hat viele Namen und ist auch als „Mutant“ oder „Subject 20“ bekannt und wurde von Roger Corman produziert. In 20 Tagen wurde der Film abgedreht. Man sagt, dass die Farbe auf den Kulissen noch während des Drehs nicht ganz trocken war. Tatsächlich sieht das aber alles gar nicht so schlecht aus. Aber worum geht es eigentlich?
Der Abenteurer und Piratenjäger Mike Colby (gespielt von Jesse Vint) erwacht aus dem Kälteschlaf und soll mit seinem Roboter Sam den Planeten Xarbia ansteuern. Dort haben Wissenschaftler eine fantastische Entdeckung gemacht: ein Lebewesen, dass eine intergalaktische Nahrungsmittelkrise beenden könnte. Aber das sog. Subjekt 20 mutiert und tötet zunächst die Tiere und dann die Wissenschaftler. Mike Colby muss das Alien aufhalten, sonst ist alles verloren.
„Forbidden World“ ist das, was „Yor“ für „Conan“ ist. Der Erfolg von „Alien“ hat ebenfalls viele Filmemacher inspiriert einen Sci-Fi-Horrorfilm zu drehen. Natürlich ohne H.R. Gigers Alien, ohne Ridley Scott und ohne Sigourney Weaver. „Forbidden World“ hat dafür das leicht bewegliche, aber umso schleimigere Subject 20, ein Drehbuch von Jim Wynorski (auf den vermutlich die sinnfreien Nacktszenen zurückgehen) und Sets die mal von James Cameron designt wurden (und eigentlich aus dem Film „Galaxy of Terror“ stammen).
Wie bei B-Movies üblich gelten hier eigene Regeln für die Bewertung. Das bedeutet, der offiziellen Bewertung werden weitere B-Punkte (0,5 – 3) hinzugerechnet. Zu den 1,5 Punkten wird so noch +1 hinzugerechnet. Diese +1 setzen sich wie folgt zusammen:
1. 0,25 Punkte für Kulissen, die mal von James Cameron gebaut wurden
2. 0,25 Punkte für Kulissen, die eigentlich dazu da sind, um Essensbestellungen warmzuhalten.
3. 0,25 Punkte für den blutfleckigen Ärztekittel von Dr. Cal Timbergen
4. Die letzte Szene in der Subjekt 20 auf unkonventionelle Art besiegt wird.
Insgesamt kommt „Forbidden World“ somit auf 1,5 Sterne + 1 B-Punkte = 2,5 Sterne.
053 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
Der Gott des Gemetzels (2011)
„Der Gott des Gemetzels“ ist ein Kammerspiel von Roman Polanski (basierend auf dem Theaterstück von Yasmina Reza) und inszeniert in 80 Minuten ein echtes Schlachtfeld. Der Grund ist recht banal: Zwei Kinder haben sich geprügelt und nun treffen die Eltern aufeinander. Da wären zum einen Penelope und Michael Longstreet (Jodie Foster und John C. Reilly) und zum anderen Nancy und Alan Cowan (Kate Winslet und Christoph Waltz). Beide Paare haben zahlreiche Konfliktlinien: Zachary Cowan hat Ethan Longstreet verletzt, die Männer nehmen das Problem nicht so recht ernst, Walter hält alles (bis auf seine Arbeit als Rechtsanwalt) für Zeitverschwendung, Michael fühlt sich als Haushaltswarenverkäufer den Upper Class Cowans unterlegen, Penelope und Nancy verachten Michael für seine Hamsterfreisetzung und dann ist da noch Walter am Telefon, der Cobbler, Kokoschka, Cola und Alkohol. Eine explosive Mischung.
Den Film als grandios zu beschreiben ist eine Untertreibung. Es ist ein Drama, eine Satire und Komödie. Ein Blick auf die Irrsinnigkeiten des (Zusammen-)Lebens in der Zivilisation, die nur einen Cobbler weit davon entfernt ist, zu vertieren. Denn genauso wie das Schichtdessert, ist unter der harten Teigschicht der Zivilisation das faule Obst der Gewalt. Alle Scheinheiligkeiten werden bloßgelegt und das Spiel ist so unglaublich auf den Punkt, dass man sich wünscht, immer mehr und mehr zu sehen.
Ich habe den Film bereits dreimal gesehen und die Dialoge sind pointiert bis zur Perfektion. Die Lust am Spiel nimmt man bei allen Beteiligten wahr und alle sind ein Glücksfall für den Film. Der Aufbau aller Konflikte, die nach und nach bloßgelegt werden, ist ein Musterbeispiel für gutes Schreiben und Yasmina Reza (mit Roman Polanski beim Drehbuch) hat mit dem Stück eine fabelhafte Geschichte erzählt. Was mich am meisten daran fasziniert ist der Nachklang des Films. Wer hat denn nun Recht? Sind wir dem Gott des Gemetzels Untertan? Wieder muss ich an Rod Serlings Twilight Zone denken: „The Monster are due on Maple Street“ sind ebenfalls ein Beispiel für menschliches Versagen und zeigt (in kleinerem Format), wie menschliche Zivilisation versagt.
054 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Rezept für einen Cobbler reiche ich beizeiten nach!
Sorceress – Die Mächte des Lichts (1982)
„Sorceress – Die Mächte des Lichts“ bringt die B-Movie-Guckerchen zum Funkeln! Mit Jim Wynorski & Jack Hill (oder Jack Hill + Wynorski – die Credits sind hier widersprüchlich, wer mehr geschrieben hat) am Drehbuch, Jack Hill (bekannt für „Foxy Brown“ und „Spider Baby“) im Regiestuhl und Roger Corman als Produzent, weiß man worauf man sich einlässt.
Traigon ist der übelste aller schwarzbärtigen Zauberer und will sein Erstgeborenes seinem finsteren Gott opfern. Doch alles geht schief und es gibt einen Twist: Die Mutter hat Zwillinge bekommen! Traigon schafft es nicht herauszufinden, welches Kind zuerst geboren wurde und beide zu opfern (oder gar das falsche!), würde den Gott Caligara so richtig abnerven. Und zu allem Überfluss wird Traigon auch noch von der Kriegerin Krona getötet, aber wie Super Mario hat Traigon noch drei weitere Leben und wird in 20 Jahren zurückkehren, um das zu beenden, was er begonnen hat …
*düdelü düdelü düdelü* ZEITSPRUNG *düdelü düdelü düdelü*
20 Jahre später. Die beiden Kinder (die Zwei, die eins sind!) sind nun erwachsene Frauen (Leigh Harris und Lynette Harris) und werden von einem der gruseligsten Kinowesen aller Zeiten beim Baden beobachtet: Pando, der Sartyr (Hufe hoch für David Millbern, der in dieser Rolle aufgeht). Wenn mir Pando bei Mondlicht auf der Straße begegnen würde, würde ich sofort Reißaus nehmen oder/und an einem Herzinfarkt sterben. Gedacht als comic relief, ist er ein echtes Horrorelement. Aber zurück zu Mina und Mara, den beiden Zwillingen.
Die beiden erleben viele spannende Abenteuer und sind mit dem Wikinger-Barbaren Baldar und Pandor unterwegs (den alle scheinbar ins Herz geschlossen haben?!) und treffen in einer Fantasystadt auf den Abenteurer-Barbaren Erlick. Der begleitet sie fortan auf weitere spannende Abenteuer und es gibt ja so viel zu erleben: Die Zwillinge verkleiden sich als Männer (…), Erlick soll gepfählt werden, Affen werfen Bomben und am Ende landet Mara (die Erstgeborene) in Traigons Schloss.
Nun wird es wild, denn magische Kräfte kommen ins Spiel, Untote stehen auf, Baldar und Mira müssen kämpfen, wir rufen VITAL an, woraufhin im Himmel göttliche Wesen miteinander kämpfen und selbst der Grusel-Pandor kommt mit einer Bauernarmee zur Hilfe und rettet den Tag. Mara und Mira stellen sich ihrem Vater Traigon entgegen und am Ende sind aller guten Dinge drei.
Wow. Was für ein Abenteuer. Die Los Angeles Times nannte „Sorceress“ laut Wikipedia „a fairly shabby movie“ und ja, das ist vollkommen richtig. Aber, es ist unterhaltsamer Quatsch und mit weniger nackter Haut, hätte das auch ein Rollenspielabenteuer sein können (wir kennen sicher alle jemanden, der Pandor spielen würde). „Sorceress – Die Mächte des Lichts“ lief gut und danach produzierte Corman „Deathstalker“ und „Deathstalker 2“, ohne Pandor, aber mit weiteren Barbaren-Abenteuern.
Wie bei B-Movies üblich gelten hier eigene Regeln für die Bewertung. Das bedeutet, der offiziellen Bewertung werden weitere B-Punkte (0,25 – 3) hinzugerechnet. Zu den 2 Punkten werden so noch +1,25 hinzugerechnet. Diese +1,25 Punkte setzen sich wie folgt zusammen:
0,25 Punkte für die Affen mit Bomben.
0,25 Punkte für Grusel-Pandor, der mir immer in Erinnerung bleiben wird (leider).
0,25 Punkte für all die Fantasy-Klischees.
0,25 Punkte für VITAL den Mantikor und seine Gegenspielerin, die am Himmel explodiert.
0,25 Punkte für den Dungeon mit den Untoten.
Insgesamt kommt „Sorceress – Die Mächte des Lichts“ somit auf 2 Sterne + 1,25 B-Punkte = 3,75 Sterne.
055 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
Der dritte Mann (1949)
Über diesen Film wurde viel geschrieben und darum bleibe ich nur bei drei Dingen, die ich am „Dritten Mann“ besonders mag:
1. Der Schauplatz
Wien ist ein fantastischer Schauplatz. Üblicherweise spielt der Film Noir an amerikanischen Orten, wie L.A. oder New York, aber es gibt wohl kaum eine andere Stadt, die im Film so schöne Schatten wirft wie Wien, das von Carol Reed und seinem Kameramann Robert Krasker eingefangen wurde. Die berühmte Verfolgungsjagd, die hinab in die Kanalisation führt, zeigt sprichwörtlich, wie undurchdringlich die Unterwelt und Harry Limes Leben ist.
2. Die Filmmusik
Anton Karas war ein echter Glücksfall. In den USA ist der Dritte Mann auch als „The Zither Film“ bekannt und ja, diese Melodie ist vermutlich so ikonisch wie viele Stücke von John Williams. Siehe dazu auch das PS weiter unten.
3. Orson Wells
Die meiste Zeit ist es wie mit Poochie und alle fragen sich: „Wo ist Harry Lime? Wo ist Harry Lime?“ Doch wenn man dann Wells als den geheimnisvollen, gierigen Bösewicht sieht, dann sieht man einen verschmitzten Burli, dem man seine Verbrechen gar nicht zutrauen würde. Auch wenn Wells nur eine Nebenrolle hat, ist sein Auftritt im nächtlichen Wien einfach großes Kino. Und dann gibt es ja noch die berühmte „Kuckucksuhr-Rede“, im Grunde eine Huldigung an den Gott des Gemetzels.
055 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Dü-del dü-del dü
dü-dü
Dü-del dü-del dü
dü-dü
Hundstage (1975)
Wenn die Hitze nicht auszuhalten ist und das Sternbild Canis Major (Großer Hund) zu sehen ist, dann beginnen die „Hundstage“. Sie liegen zwischen dem 23. Juli und dem 23. August. Es sind heißesten Tage des Sommers. Ray Bradbury schrieb in „Shopping for Death“ über zwei statistikinteressierte Versicherungsvertreter, die die Hitze mit menschlichem Wahnsinn und einer Steigerung der Mordrate in Verbindung brachten. Sidney Lumet griff hingegen eine wahre Geschichte auf und inszeniert eine menschliche Katastrophe, nach einem Drehbuch von Frank Pierson.
Sonny (Al Pacino, der für die Rolle brennt) versucht mit seinen beiden Kumpels eine Bank in New York auszurauben. Der erste Typ kann das Ding nicht durchziehen und steigt noch am Anfang aus. Nun sind Sonny und Sal (John Cazale) allein und alles geht den Bach runter. Sonny muss allein alle Probleme lösen, mit der Polizei reden und immer wieder Entscheidungen treffen. Sal ist eindeutig mit der Gesamtsituation überfordert. Geradezu fürsorglich kümmert sich Sonny um ihn. Und während in der Bank die Situation immer unaushaltbarer wird, ist vor der Bank ein regelrechter Jahrmarkt. Die Polizei rückt in Hundertschaften an, das FBI hält sich zunächst zurück, reißt dann aber den Fall an sich und am Rand stehen Schaulustige, Fans, Demonstranten und Krawallmacher, angeheizt von den Medien. Journalisten stürzen sich auf das Elend und berichten fieberhaft über jede Bewegung der Geiselnehmer. Das der Film auf wahren Begebenheiten beruht erinnert mich an die Gladbecker Geiselnahme, die ähnlich versagend von den Medien begleitet und befeuert wurde.
Lumets Film ist so beeindruckend wie vielschichtig. Was fängt man an mit den Geiselnehmern? Das Versagen ist geradezu eine absurde Komödie. Perfekt (!) inszeniert und gespielt sieht man das in der Szene, in der Sonny versucht sein Gewehr aus der Geschenkbox zu befreien. Er verheddert sich, die Waffe lässt sich schlecht greifen, aber trotzdem muss er ja eine Bedrohlichkeit ausstrahlen und bellt die überraschten Bankmitarbeiterinnen an, während das Gewehr irgendwohin zielt. Das ist genauso faszinierend, wie Pacino den Druck spürbar macht, dem Sonny ausgesetzt ist. Sonny ist bewaffnet, er hat Macht und trotzdem listet der Bankdirektor Mulvaney (Sully Boyar) ihm seine Fehler auf. Er lässt Sonny als Telefon gehen, die Polizei schubst Sonny herum und hält sich nicht an Absprachen und dann ist da noch Sonnys Familie, seine Frau und seine große Liebe Leon (gespielt von Chris Sarandon). Ich habe nur darauf gewartet, dass bei Diktieren des Zitats die Bankangestellte noch seinen Ausdruck korrigiert. Sonny ist einfach verloren. Er rechnet mit seinem Tod, aber zum Schluss bekommt verliert er nicht sein Leben, aber er hat den Anschluss verloren. Die Geiseln liegen sich in den Armen, Sonny liegt allein auf der Motorhaube des Wagens. Ich fühlte mich an Büchners „Woyzeck“ erinnert, wo die titelgebende Figur auch von allen ausgenutzt und demütigt wird, bis sich alles in einer Katastrophe entlädt.
Was mir bei „Hundstage“ besonders gefällt ist Lumets effektarme, aber spannende Inszenierung, ohne jede Form von Übererzählung. Das Homosexualität und Transsexualität ohne Effekthascherei oder Stereotypen erzählt wird, ist beeindruckend modern. Das New-Hollywood-Kino der 70er Jahre lässt einen einfach nicht los.
057 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
Im Bann des Kalifen (1979)
„Im Bann des Kalifen“ gehört zu einer Reihe von Abenteuerfilmen, die zunächst bei Amicus und erschienen, aber nach 1977 unter EMI bzw. Orion Pictures veröffentlicht wurde. Der Film hatte das höchste Budget dieser Abenteuerreihe, war aber nicht so erfolgreich wie die anderen Filme der Reihe (darunter zählen: The Land That Time Forgot, At the Earth’s Core, The People That Time Forgot und Warlords of Atlantis). Dabei ist „Im Bann des Kalifen“ ein rundum unterhaltsames Abenteuermärchen aus Tausendundeiner Nacht.
In der verwinkelten und sprudelnden Stadt Jadur herrscht der Kalif Alquazar (Christopher Lee). Die Bewohner fürchten ihren Kalifen, denn seine Gesetze sein grausam und wer sich nicht daran hält, wird schnell mit dem Tode bestraft. So geht es auch Prinz Hassan (Oliver Tobias), der sich nach Jadur aufgemacht hat, um Prinzessin Zuleira (Emma Samms) zu heiraten. Der Gefangene Prinz dem Kalifen vorgeführt und dieser ist gar nicht begeistert von Hassans Ambitionen. Aber Alquazar erkennt die Möglichkeiten und nutzt den Prinzen als Spielfigur in seinem großen Plan, um die magische Rose zu erbeuten. So sendet der Kalif den abenteuerlustigen Prinzen auf eine Queste und gibt ihm seinen Diener Khasim mit (Milo O’Shea), der die Rose notfalls auch stehlen soll. Durch Zufall wird auch der Waisenjunge Majeed (Puneet Sira) in das Abenteuer verstrickt und er begleitet die beiden.
Ein märchenhafter Plot, gute Spezialeffekte und besonders großartige Miniaturen und Puppen auf fliegenden Teppichen machen den Film zu einem echten Vergnügen. Wir haben einen Dschinn, magische Pfirsichkerne, den bösen Kalifen der über der (Modellbau-) Stadt steht („Ja, ja, alles meins, alles meins!“), Mickey Rooney in einer seltsamen Rolle, tolle Kostüme und einen Luftkampf mit Thunderbird-Menschen auf tollkühnen fusseligen Fußbodenbelägen.
Das alles ist eine große Mischung aus Themen und Figuren aus der Literatur und aus Filmen wie „Der Dieb von Bagdad“ oder „Sindbad“. Spaßig und mit viel Liebe zum Detail.
058 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
In diesem Film treffen Peter Cushing und Christopher Lee zwar nicht aufeinander, aber der Kalif hat Cushing bzw. Wazir Al Wuzara ins Gefängnis geworfen, wo Prinz Hassan ihn trifft.
PPS
Laut Wikipedia war Christopher Lee so begeistert von Brian Hayles Skript, dass er wieder nach England zurückkehrte, um die Rolle des Kalifen zu spielen.
PPPS
Rollenspielerisch betrachtet ist der Film besonders sehenswert!
Kramer gegen Kramer (1979)
„Kramer gegen Kramer“ ist ein Familiendrama aus dem Jahr 1979 von Robert Benton, nach dem Roman von Avery Corman. Mit Oscars ausgezeichnet für Bester Film, Bester Hauptdarsteller, beste Nebendarstellerin, beste Regie und bestes adaptiertes Drehbuch.
Die Geschichte dreht sich um Joanna und Ted Kramer und ihren Sohn Billy. Joanna (Meryl Streep) will mehr vom Leben und trennt sich von Ted (Dustin Hoffmann). Billy bleibt bei seinem Vater und dieser versucht irgendwie Job und Alltag zu bewältigen. Zwischen Schulaufführung, Frühstück, Job und Jobverlust kommt dann noch der Sorgerechtsstreit, als Joanna zurück nach New York kommt. Die Auseinandersetzung ist für beide Seiten zermürbend und die engagierten Anwälte kennen keine Zurückhaltung.
Ich habe den Film nie zuvor gesehen. Ich erinnere mich, dass meine Eltern den Film als Videokassette hatten, mit einem selbstgeschriebenen Etikett und aufgezeichnet aus dem Fernsehen. Angesehen habe ich ihn nie und die Videokassette ist mittlerweile schon längst Asche. Es fällt mir auch schwer, mich in die späten 70er Jahre reinzudenken, als die „Ideen über Mutterschaft und Vaterschaft sich veränderten“, wie man bei Wikipedia nachlesen kann. Heute wirkt der Film deutlich harmloser, die Schauspielleistung von Streep und Hoffmann sind natürlich noch immer sehenswert und das Drama im Gerichtssaal ist wirklich greifbar. Der Blick auf die damals ungewöhnliche Rolle des alleinerziehenden Vaters und auch Teds Entwicklung wird wunderbar durch den „French Toast“ am Anfang und am Ende gezeigt. Das ist „show, don’t tell“ in Reinform.
Besonders gefallen hat mir die Neugier herauszufinden, was als nächstes passiert. Ich habe mich nie gelangweilt, denn auch wenn man „nur“ den Alltag der Familie Kramer verfolgt, ist alles hervorragend inszeniert und man will einfach wissen, wie es weitergeht. Auch kann man als Zuschauer nicht sagen, wer denn jetzt im Recht ist und wo Billy aufwachsen soll. Das moralische Dilemma verfolgt einen durch den Film und man wechselt durchaus seine Seiten.
059 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
Generale – Anatomie der Marneschlacht (1977)
Sebastian Haffners Dokumentarspiel über die Generale und Autoritäten, die in der Schlacht an dem Fluss namens Marne beteiligt sind, ist spannend, lehrreich und (das mag überraschen) kurzweilig. Ich hätte mir das noch viele weitere Minuten ansehen können, denn nach den letzten Aussagen aller Beteiligten, wollte ich noch etwas mehr hören, schließlich sind wir erst im ersten Jahr des Großen Krieges. Aber beginnen wir am Anfang:
Die Marneschlacht ist eine der Entscheidungsschlachten im Ersten Weltkrieg. Wir schreiben das Jahr 1914. Wir befinden uns in Nordfrankreich. Die Frontlinie im Westen ist bereits zu einem Stellungskrieg geworden (man denke an Verdun), doch es könnte der deutschen Armee gelingen durchzubrechen. Das würde die Wende einleiten. Doch der Durchbruch scheiterte. Warum er scheiterte, versucht dieser Film zu erklären. Dabei wird die französische Sicht, die britische und die deutsche miteinander in eine Erzählung verwoben, die aus vielen Protokollen und O-Tönen besteht, die eindrucksvollen von den Schauspielern zum Leben erweckt werden. Zwischendurch erklärt Haffner die Lage und ordnet Personen und Entscheidungen ein. Die Unklarheiten und Ratlosigkeiten, mit welcher die Heeresleitungen oft Entscheidungen trafen, lässt mich wieder an „The Fog of War“ zurückdenken. Allein die Tatsache, dass Befehle von oben eben nicht immer erfüllt werden, zeigt, dass Macht wie ein Girokonto betrachtet werden muss. Je mehr Moltke mit Macht seine Entscheidungen durchsetzt, desto weniger Macht hat er am Ende – egal ob es eine Befehlskette gibt. Denn was man nicht vergessen sollte: die oberste Heeresleitung ist weit weg von der Front und wird allein durch Telefonate, Telegramme und Berichte auf dem Laufenden gehalten und nach denen müssen Entscheidungen getroffen werden, die für Abertausende über Leben und Tod entscheiden.
„Generale – Die Anatomie der Marneschlacht“ ist so intelligent und spannend gemacht, dass ich gar nicht aufhören konnte das weiterzuempfehlen. Der WDR hat 1977 mit Sebastian Haffner und dem Regisseur Franz Peter Wirth ein echtes Glanzstück geschaffen, dass man heute nur noch bei Youtube findet. Ich verstehe gar nicht, warum so etwas nicht dauerhaft in den Medientheken zu finden ist.
060 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
Ausbeute auf der RPV 2025 in Oberhausen
Es ist gerade etwas ruhig hier im Dungeon-Blog, das liegt an all den Conventions, wie beispielsweise das Roleplay Verse in Oberhausen. Wie üblich habe ich Rollenspielzeug gefunden, das in meiner Sammlung nicht fehlen darf! Am meisten überraschte mich der Zufallsfund HAiiii-YA! von Bradley McDevitt (aus dem Hause Goodman Games!):
Outrageous Japanimation action bursts to life with Haiiii-Ya! Create your favorite anime character, then add martial arts styles, special attacks, signature quotes and moves, combat options, and a wide variety of hilarious chi powers like Star Energy Shuriken and Tsunami Water Smash! Increase in power and rank, then decimate your opponents in one-on-one or mass gladiatorial combat! All you need to play is this book and some six-sided dice. So don’t wait any longer… the fight is about to begin with Haiiii-Ya! This 64-page rulebook includes everything needed to play this fun, fast-paced tabletop game.
Dem möchte ich nur eine Karate-Tiger-Weisheit hinzufügen: „Du wirst schnell und direkt nur mit … CHI. Das Resultat ist Power.“ Wer mehr darüber lesen möchte, findet ein kurzes Review auf Letterboxd und die Szene auf Youtube.
Außerdem in der Ausbeute dabei: Spirit of the Season – Eine Ergänzung für Spirit of the Century (mein erstes FATE-Spiel), Feng Shui (mehr CHI!), zwei DCC-Abenteuer für die gefürchtete 4E von D&D und Unheil im Schwarzen Keiler, als Inspiration für weitere ELF-Abenteuer. Schließlich muss es ja nach Borbarads Fluch weitergehen, auch wenn ich für den Keiler natürlich schon etwas mauskleines geschrieben habe.
Die RPV läuft noch bis Sonntag. Wir sehen uns!
Welttag des Buches 2025
Heute ist Welttag des Buches und des Urheberrechts! Gerade in Zeiten von KI ist das Urheberrecht unter Beschuss und es gibt einen ganzen Haufen Probleme. Aber das soll heute nicht das Thema sein, dieses Thema hebe ich mir für einen anderen Tag auf. Darum stecken wir unsere Nasen mal wieder in ein Buch. Wie im letzten Jahr gibt es hier einen kleinen Einblick in mein Leseleben. Derzeit lese ich dieses Buch:
All I Need to Know about Filmmaking I Learned from the Toxic Avenger ist ein unterhaltsames Buch über das Filmstudio Troma, die bekannt sind für The Toxic Avenger, Class of Nuke ‚Em High oder Cannibal! The Musical. Ich habe nur wenige Filme von Troma gesehen, aber ich lese interessiert Bücher über die Independet Filmindustrie. Lloyd Kaufman und James Gunn haben einen flotten Schreibstil und reichern die Erinnerungen mit Tipps (beispielsweise zum „Schleim herstellen“) und vielen Anekdoten an. Wenn man das Buch noch auftreiben kann, lohnt es sich zuzuschlagen.
Und da ich auch Rollenspielbücher lese, auch ein Blick auf das aktuelle Rollenspielbuch:
Bei Pirate Borg geht es vor allem um Piraten. Piraten mit schwarzen Augenklappen und glänzenden Goldzähnen. Und grünen Vögeln auf den Schultern.
Gesellschaften auswürfeln
Hier eine Zufallstabelle, um deiner okkulten Gesellschaft einen Namen zu geben. Würfel mit 1W6 um die Tabelle zu bestimmen; 1W6 um die Gesellschaft zu bestimmten und 1W20 für die Beschreibung. Denk dir für dein Kampagnensetting deine eigenen Beschreibungen aus.
Tabelle 1
- Gesellschaft
- Liga
- Bruderschaft bzw. Schwesternschaft
- Zirkel
- Bund bzw. Bündnis
- Ring
Tabelle 2
- Vereinigung
- Clan
- Gesinde
- Gilde
- Union
- Klub
Tabelle 3
- Kartell
- Zusammenschluss
- Verband
- Gruppe
- Zunft
- Innung
Tabelle 4
- Partei
- Organisation
- Bündnis
- Kreis
- Runde
- Sekte
Tabelle 5
- Konvent
- Sektion
- Verein
- Verbindung
- Bündnis
- Bande
Tabelle 6
- Schar
- Diener
- Regiment
- Einheit
- Haufen
- Truppe
Würfle mit 1W20 auf folgender Tabelle:
- des immerglühenden Auges
- der pestblauen Zunge
- des kosmischen Atems
- des wissenden Herzens
- des geöffneten Ohres
- des vertrockneten Fingers
- der azurkalten Hand
- der schwarzblutigen Lippen
- des wortgetränkten Speichels
- der himmlischen Nägel
- des vielgliedrigen Leibes
- des silberkrönenden Hauptes
- der goldenen Knochen
- des smaragdgrünen Schädels
- der fleischgewordenen Stimme
- des leuchtenden Wirbels
- der feurigen Zähne
- der verborgenen Sinne
- der vorsintflutlichen Spur
- des kataklysmischen Eis

150 Filme in 2025 – Der März
Ich hinke ein bisschen hinterher. 150 Filme gucken und dazu noch 150 kurze, persönliche Kritiken zu schreiben, ist gar nicht so einfach. Im März habe ich 16 Filme geschaut (3 weniger als im Februar). Wer wissen will, was ich hier tue kann das im ersten Beitrag nachlesen und im Podcast nachhören.
2. März – Aladdin (2019)
Kleinkrimineller von ganz unten gelingt ein großes Ding. Er legt sich eine neue Identität zu, lebt wie ein König, kann sogar Kontakt zum Königshaus aufbauen, doch dann wächst ihm alles über den Kopf und irgendwie muss er sich wieder herauswinden.
Der ungewöhnlichste Guy-Richie-Film den ich je gesehen habe!
032 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Ich vermisse Peer Augustinski (bzw. Robin Williams) als Dschinni. Aber Jan Odle (Will Smith) ist auch gut, nur eben nicht … so gut.
PPS
Der Prinz-Ali-Song ist ein schrecklicher Ohrwurm!
2. März – Asphyx – Der Geist des Todes (1972)
„Asphyx – Der Geist des Todes“ ist eine interessante Variante des Mad-Scientist-Genres. Hugo Cunnigham (Robert Stephens) ist sehr an paranormalen Experimenten interessiert und ihm gelingt es den Asphyx einzufangen. Dieses Wesen wohnt in jedem Lebewesen und erscheint nur beim Übergang zwischen Leben und Tod. Das führt zu folgendem Schluss: Wer den Asphyx fängt und einsperrt, kann nicht sterben.
Eine interessante Idee, die ein bisschen an viktorianische Ghostbusters erinnert, wenn der Todesgeist in der Falle gefangen wird. Der Film ist leider recht vorhersehbar, was durchaus häufiger bei älteren Genrefilmen passiert. Aber die Idee bleibt gut (gerade fürs Rollenspiel) und in der Twilight Zone wäre das eine exzellente Episode. Es gibt sogar einen Twist am Ende.
Kurioserweise ist The Asphyx von 1972 erst 1988 in Deutschland erschienen, warum konnte ich allerdings nicht herausfinden.
033 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
5. März – Hercules (1997)
Die Geschichte von Herkules oder man könnte auch sagen von „Zero to Hero“. Ich hatte es ja schon bei „The Greatest Showman“ geschrieben: Ich bin kein großer Musical-Fan, aber mir gefallen die Designs von „Hercules“ und ein paar der Songs sind auch Ohrwürmer, allerdings nicht so sehr wie bei Aladdin.
Ja, man kann gegen diesen Film bestimmt vieles ins Feld führen, aber ich mag einfach das Design. Gerald Scarfe (ein britischer Karikaturist der auch an Pink Floyd’s The Wall gearbeitet hat) vermischt klassische griechische Kunst mit Karikaturen außerordentlich gut. Hier würde ich gern ein „Making of“ mit Interviews sehen, wie die Ideen und Designs zustande kamen. Die Geschichte selbst ist flott erzählt und ich hatte schon vergessen, dass die Hydra computeranimiert wurde. Das sieht noch immer in Ordnung aus, aber natürlich nicht so gut, wie die übrigen Animationen.
Etwas, was mir im Laufe der Zeit aufgefallen ist: Ich mag popkulturelle Anspielungen nicht so gern, da man doch (erschreckenderweise mit zunehmenden Alter!) bemerkt, wie schnell sie unentzifferbar werden. Ja, Scar als Löwenfell funktioniert, weil es aus demselben Kosmos stammt, aber Anspielungen aus den 90ern könnten 30 Jahre später für Stirnrunzeln sorgen.
Ich fand Hercules als Figur (in der deutschen Version) etwas leblos und vor allem deutlich schwächer als Hades oder Philocates. Ich habe gerade über Wikipedia erfahren, dass Hercules von Til Schweiger (im Alter von 34 Jahren) gesprochen wurde, was das Ganze vielleicht etwas erklärt. Aber verständlicherweise wirkt jeder neben Stimmgrößen wie Arne Elsholtz (Hades) und Mogens von Gadow (Philocates) etwas kleiner.
034 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
12. März – The King of Comedy 1982
„The King of Comedy“ ist ein Film über Besessenheit und bewegt sich zwischen Komödie und Drama. Ich weiß nicht, ob es in den 1980ern schon den Begriff der „cringe comedy“ gab, die Ricky Gervais und Larry David dann populär machten, aber zu sehen, wie Robert De Niro als Rupert Pupkin sich in das Haus von Jerry Langford (Jerry Lewis) „einlädt“ und auch nicht gehen will, ist unerträglich und zugleich komisch. Es ist das letzte Glied in der Kette für Pupkin, bevor aus seiner Star-Obsession ein Stalking und anschließend eine Entführung wird. Sandra Bernhard als Masha ist da ein anderer Fall: Sie ist von Anfang an irrational besessen von Jerry. Bernhard spielt das fantastisch und man weiß nie genau, was sie als nächstes vorhat. Jerry Lewis als TV-Legende ist eine hervorragende Besetzung, denn er strahlt eine distanzierte Freundlichkeit aus, die sehr schnell in eine unangenehme Härte umschlagen kann. Und De Niro als Pupkin ist großartig, zugleich mitleidserregend und abstoßend in seiner Penetranz.
Zum Schluss stellt sich die Frage: War der Weg von Pupkin der richtige? Schließlich bekommt er am Ende seinen Auftritt und die Leute finden ihn auch unterhaltsam. Mehr noch: Seine Biographie wird zum Bestseller und er bekommt eine eigene Show. Ich hatte den Eindruck, als Jerry seinen Entführern entkommt und im Fernsehen Pupkin sieht, dann kocht es in ihm. Hat Pupkin den Weg gefunden, wie man sich all die langen Jahre der Arbeit erspart, die Jerry zurücklegen musste? Ich denke, der Film bietet verschiedene Interpretationen. Auch die Problematik des Ruhms die Jerry erlebt (erleidet?) und die Pupkin so sehr will wird schon in der Eröffnung des Films gezeigt. Ich verstehe nicht, warum der Film seinerzeit so schlecht ankam. Ähnlich wie „Taxi Driver“ ist es ein Film über einen Getriebenen Charakter, der es allen zeigen will. Die Inszenierung von Pupkins Hochzeit vor laufenden Kameras mit seinem alten High-School-Direktor spricht Bände. Im Gegensatz zu Masha will Pupkin die Anerkennung, er möchte gesehen werden. Das hat sich 2025 nur noch potenziert und wird nicht mehr im Fernsehen ausgelebt, sondern in den Sozialen Medien, was den Vorteil hat, dass man keine Gatekeeper von seinem Wert davon überzeugen muss. Insofern hat der Film nichts an Aktualität nichts verloren.
035 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Ein letzter Gedanke zur Komik: Martin Scorseses Mutter spielt Pupkins Mutter, die ständig aus dem Erdgeschoss ruft, dass es zu laut ist oder dass der Bus schon da ist. Im „Making of“ erzählte Scorsese das De Niro sich in einer Szene nicht zurückhalten konnte vor Lachen.
13. März – The French Connection (1971)
William Friedkins „The French Connection“ habe ich zum ersten Mal gesehen und wieder bin ich angetan vom amerikanischen Kino der 70er Jahre. Der Film ist eine düstere Kriminalgeschichte (vielleicht ein Neo-Noir?) über den internationalen Drogenhandel, der zu dieser Zeit aus auch das französische Marseille auf die Landkarte bringt. Die Geschichte spielt aber vor allem in New York City und zu dieser Zeit ist New York (oder genauer gesagt Brooklyn) ein ziemlich trostloser, schmutziger Ort und nicht zu vergleichen mit dem New York von heute. Und was ebenfalls zu bemerken ist, dieser Film basiert auf wahren Begebenheiten.
Jimmy „Popeye“ Doyle (Gene Hackman) und Buddy „Cloudy“ Russo (Roy Scheider) sind Cops im Drogendezernat. Man nimmt kleinere Straftäter hoch, doch die beiden stoßen auf ein echt großes Ding. Sie klemmen sich hinter eine Bande und das führt zu einem der größten Drogenfälle der Stadtgeschichte. Doyle und Russo haben den richtigen Riecher und sind verdammt gute Polizisten. Es ist immer fabelhaft kompetenten Leuten bei der Arbeit zuzusehen und das gilt für die Polizisten genauso wie die Drogenhändler. Besonders gefallen hat mir da die erste Verfolgungsszene, in der Doyle am Drogenboss Alain Charnier (Fernando Rey) dranbleiben muss und ihn bis in die U-Bahn verfolgt. Das Katz-und-Maus-Spiel ist einfach fabelhaft.
Was „French Connection“ natürlich in Erinnerung bleiben lässt sind nicht nur die Schauspieler, sondern die große Verfolgungsjagd der Hochbahn. Das ist rasant, aufregend und sehenswert! Áuch die Szenen in der Bahn sind nervenaufreibend (die Gewalt wirkt kaltblütig und realistisch) und wenn Doyle durch den Gegenverkehr rast, kann man kaum hinschauen. Mehr und mehr wird das Auto demoliert und Doyle muss sich Stück für Stück ausweichen und vorkämpfen. Mein Fahrlehrer wäre beeindruckt.
Kurios ist das Ende des Films. Er klingt einfach aus, was mich zuerst irritiere. Doch da der Film auf einer wahren Begebenheit beruht, dachte ich, dass es eben kein Hollywood-Ende sein kann. Im Gegenteil: Die Strafen der Verbrecher erscheinen gering und der Drahtzieher wurde nicht gefunden. Ein echtes Film-Noir-Ende.
036 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
14. März – Sörensen fängt Feuer 2023
Der zweite Sörensen kann auf bekannte Gesichter und das Setting zurückgreifen. Er bringt Sörensen, Holstenbeck und Schuster zu einem neuen Fall. Es bleibt beeindruckend, wie gut Mädel, Wichmann und Meier harmonieren. Es macht Spaß sich im Landkreis Brake aufzuhalten, auch wenn die Mordrate deutlich zu hoch. Die surrealen Elemente tragen weiter dazu bei, die klassische Kriminalhandlung aufzubrechen und es gab ein paar Stellen wo ich nicht nur grinsen, sondern auch laut lachen musste. Das funktioniert alles hervorragend und Mädel versteht es die Handlung am Laufen zu halten.
Der Fall selbst war nicht so düster wie in „Sörensen hat Angst“, hat aber mit einer direkten Verknüpfung zu Malte Schuster eine deutliche Schwere. Das ist nicht aufdringlich und gut inszeniert. Gleiches gilt auch für die Auflösung des Falls, die an ein Gedankentheater erinnert.
Ich hoffe es geht weiter …
037 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Speeddating scheint ein besonderer Kreis der Hölle zu sein!
PPS
Grüße gehen raus an alle Rensches und Menkas!
14. März – Magere Zeiten – Der Film mit dem Schwein (1984)
„Magere Zeiten – Der Film mit dem Schwein“ startet recht langsam. England, zwei Jahre nach dem 2. Weltkrieg. Überall herrscht Nahrungsmittelmangel und das Essen ist rationiert. In einer kleinen Stadt auf dem Land, wollen die besseren Bürger ein Festessen zur Heirat der Königin ausrichten. Um ein Festessen haben zu können, benötigt man allerdings ein illegales Schwein, das aufgezogen wird. Das dieses Schwein existiert bekommt der Fußpfleger Gilbert Chivers (fabelhaft gespielt von Michael Palin – den ich übrigens zuletzt in „Death of Stalin“ als Molotow gesehen und nicht erkannt habe!) mit und seine ambitionierte Frau Joyce (ebenfalls fabelhaft durch Maggie Smith dargestellt), die danach drängt in die bessere Gesellschaft aufzusteigen, plant das Schwein in ihre Aufstiegspläne ein.
Diese Komödie über Klassenunterschiede und Entbehrungen ist etwas unausgeglichen. War das Finale und der letzte Akt wirklich vorzüglich („Kein Schwein, Kein Schwein.“), war mir zu Beginn nicht klar, wohin die Reise geht. Der Film schlingerte ein wenig wie Chivers auf seinem Fahrrad, aber nach und nach entwickelte sich die Geschichte deutlich besser. Wir haben zudem auch recht viele Nebengeschichten rund um den Lebensmittelinspektor Paterson und korruputen Dorfmetzgern, die vom Metzgermitbewerber Nuttal ans Messer geliefert werden. Das führt dazu, dass der Film ein wenig an Erzählgeschwindigkeit verliert, aber zum Schluß baut sich ein schönes Bild zusammen. Im Nachklang gefällt mir der Film immer besser und ist eine gute Karikatur über all die Ambitionen und den sprichwörtlichen „Hunger“ zur besseren Gesellschaft gehören zu wollen.
038 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Mal wieder Arte!
PPS
„Kein Schwein, Kein Schwein“ könnte ein geflügeltes Wort hier werden, aber ich glaube dafür haben zu wenige den Film gesehen.
PPPS
„Sie ist 74.“
15. März – Draculas Hexenjagd (1971)
„Draculas Hexenjagd“ ist der dritte Teil der Karnstein-Trilogie (die anderen beiden sind „Gruft der Vampire“ und „Nur Vampire küssen blutig“), was aber nicht so wichtig ist. Der ganze Film dreht sich um die beiden Zwillinge Frieda und Maria Gellhorn (gespielt von den wirklichen Zwillingen Madeleine und Mary Collinson), die aus dem weltoffenen Venedig ins konservative Karnstein reisen und bei ihren Verwandten den Weils unterkommen müssen. Gustav Weil (gespielt von Peter Cushing) ist Hexenjäger von Beruf und sorgt mit seiner schwarzbemäntelten Bruderschaft dafür das Böse auszurotten. Er hat alle Hände voll zu tun und gönnt sich nur wenige Pausen. Allerdings hätte die Bruderschaft mehr ihr Auge auf Graf Karnstein richten sollen als auf die Frauen, die (ohne Beweise) der Hexerei beschuldigt werden.
Gustav Weil ist ein ungewöhnlicher Charakter. Er ist ein Fanatiker, aber zum Schluss hilft er auch den schrecklichen Grafen (und ich erlaube mir hier keine Spoiler zu setzen, weil es ein GRAF in einem HAMMER-Film ist – wer wird hier schon der Bösewicht sein …) zu besiegen. Diese Ambivalenz und diese aufrechte moralische Starrheit, die Cushing so wunderbar darstellen kann, begeistern mich. Ich vermute allerdings, dass die meiste Beachtung die beiden Collinson-Schwestern finden werden. 1971 war die „sexy time“ von Hammer angebrochen und die Zeitschrift Cinema bringt es auf den Punkt (zitiert nach Wikipedia): „Bissfeste Playmates zeigen ihre Zähnchen.“
039 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
16. März – Runaway Train (1985)
„Runaway Train“ oder (wie Homer Simpson zusammenfassen würde): „Der Zug, der nicht langsamer wurde …“ Kein Wunder das „Runaway Train“ eine Inspiration für „Speed“ war.
Zwei Häftlinge brechen aus, fliehen auf einen unbemannten Güterzug, der außer Kontrolle geraten ist und ungebremst über die Gleise rast. Ein Film aus dem Hause Cannon mit Jon Voight und Eric Roberts mit einem Drehbuch, das ursprünglich Akira Kurosawa geschrieben hat und umsetzen wollte. Eine sehr interessante Mischung. Genauso wie „Highlander“ ist „Runaway Train“ ein guter Film von Cannon, der aber durchaus B-Charakter hat. Denn wie üblich bei Cannon ist alles im Film auf 11 gedreht: Wenn der Gefängnisdirektor ein knallharter Scheißkerl und Tyrann sein soll, dann legt Ranken (gespielt von John P. Ryan) nochmal einen drauf und seilt sich selbst vom Helikopter ab, um Manny endlich abzuknallen. Wenn es im Gefängnis zu einer Messerstecherei kommt, dann gibt es nicht nur kleine Schnitte, dann quillen die Gedärme raus. Und wenn sich Oscar „Manny“ Manheim die Hand quetscht, dann bleibt davon auch wirklich nur noch Matsche übrig.
Davon abgesehen ist die eiskalte Flucht aus dem härtesten Knast in Alaska gut umgesetzt und spannend. Die beiden Ausbrecher Manny und Buck sind ungewöhnliche Figuren, zwischen denen eine stetige Spannung herrscht. Buck vergöttert Manny, aber Manny hasst es von dem einfältigen Buck angehimmelt zu werden. Er verachtet Buck für sein Verbrechen und benutzt ihn als Werkzeug, um seine Ziele zu erreichen. Das stete Ringen und Streiten der Beiden ist glaubwürdig eingefangen, aber dann und wann hat es auch etwas von einem typischen Cannon Reißer wie Invasion USA und schlittert ins Overacting.
„Runaway Train“ ist ein durchaus lohnenswerter Gefängnisausbruch mit frostigem Schauplatz und einem echten Zug. Lob auch für einen großen Nebendarsteller, von dem ich sonst nur wenige lese: Der Goldzahn von Jon Voight lässt jede Szene glänzen.
040 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
18. März – Die große Illusion (1937)
„Die große Illusion“ von Jean Renoir spielt im Ersten Weltkrieg und beschreibt das Leben der Kriegsgefangenen Maréchal (ich muss bei diesem Namen immer an Die drei Fragezeichen und die rätselhaften Bilder denken …) und de Boeldieu (gespielt von Jean Gabin bzw. Pierre Fresnay), die während eines Fluges von deutschen Fliegern abgeschossen werden. In Gefangenschaft werden die beiden Männer zum Essen eingeladen und man parliert gepflegt auf Französisch und dem Stand entsprechend. Gerade Captain de Boëldieu und Major von Rauffenstein (gespielt von Erich von Stroheim) vertragen sich vorzüglich – ein erster Hinweis auf die Klassenverhältnisse, die selbst in Kriegszeiten spürbar sind. Später können Maréchal und Lt. Rosenthal (gespielt von Marcel Dalio) fliehen und schlagen sich in Deutschland durch, bis sie bei einer Bäuerin Unterschlupf finden.
Ich habe den Film zum ersten Mal gesehen und natürlich entwickelt er sich recht langsam und auch etwas vorhersehbar, aber dennoch versteht man den Grund, warum „Die große Illusion“ von vielen Regisseuren (wie Orson Wells, John Ford, Akira Kurosawa oder Martin Scorsese) als großer Film angesehen wird. Das liegt nicht zuletzt an der Vielzahl der Themen die hier behandelt wird: Die Klassenunterschiede zwischen dem Ingenieur Maréchal und dem adligen de Boëldieu werden zum Thema, die Sinnlosigkeit des Krieges gezeigt am Gewinn und Verlust von Fort Douaumont (Schlacht bei Verdun) und natürlich auch der Bedeutungsverlust des Adels, den der verletzte Rauffenstein beklagt. Die titelgebende große Illusion kann dabei vielseitig gedeutet werden, was den Film sehr reizvoll macht. Man müsste eine deutlich längere Besprechung schreiben, um allen Aspekten des Films gerecht zu werden.
Renoirs Film mit den pazifistischen Tönen kam 1937 bei den Zensoren in Frankreich und auch in Deutschland nicht gut an. Völkerverständigung war zu dieser Zeit kein großes Thema. Wie auf Wikipedia (https://de.wikipedia.org/wiki/Die_gro%C3%9Fe_Illusion#Hintergrund) zu lesen ist, war „Die große Illusion“ den Franzosen zu deutschenfreundlich und den Deutschen zu pazifistisch. 1940 haben die Deutschen dann aktiv nach den Filmkopien und Negativen gesucht, um den Antikriegsfilm zu vernichten.
Die Geschichte des Verschwindens und Wiederfindens der Filmnegative ist lang, aber 1990 wurden die verlorengeglaubten Negative in einem Archiv gefunden und 1999 konnte der Film restauriert werden.
041 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Mir kam gerade noch ein Gedanke: Der Film gefiel mir besser in der Rückschau und eröffnet sich mir auch beim Durchdenken und Zurückblicken deutlich mehr, als kurz nach dem Abspann.
19. März – Jackie Brown (1997)
Ich mag „Jackie Brown“. Der dritte Film Quentin Tarantino ist eine Verfilmung des Elmore Leonard (nicht zu verwechseln mit Leonard Elmore!) Romans „Rum Punch“ (deutsch als Jackie Brown – was recht kurios ist, heißt die Figur im Roman doch gar nicht Jackie Brown, sondern Jackie Burke) mit einer Reminiszenz ans Schwarze Kino der 1970er Jahre, das man als Blaxploitation Cinema kennt. Pam Grier spielt die Stewardessen Jackie Brown und gerät in Probleme durch ihren „Nebenjob“ als Schmugglerin für den Waffenhändler Ordell Robbie (gespielt von Samuel Jackson). Als Brown nach einem kurzen Gefängnisaufenthalt den Kautionsagenten Max Cherry (gespielt von Robert Forster) kennenlernt, entwerfen beide einen Plan, um Ordell und die Cops loszuwerden und dabei noch abzukassieren.
Was soll ich sagen? Die Story ist fabelhaft. Ruhiger als viele andere Tarantinos, aber ich liebe dieses Tempo. Es sind so viele gute Leute dabei (Michael Keaton, Bridget Fonda, Samuel L. Jackson, Robert De Niro) und dann noch untermalt von einem tollen Soundtrack. Aber was hier wirklich glänzt sind Pam Grier und Robert Forster. Jackie Brown ist knallhart und Pam Grier erfüllt diese Rolle mit so viel Leben. Tarantino schrieb die Figur der Stewardess speziell auf Pam Grier zu und alles harmoniert vorzüglich. Und dann ist da Robert Forster als Max Cherry. Ein unglaublich charismatischer Mann, dem ich jede einzelne Sekunde als Max Cherry abnehme. Und dabei sind es die kleinen Szenen, die ich so groß finde: Max Cherry fröhlich im Musikladen, beim Autofahren mit der neuen Kassette oder flanierend in der Mall. Die Romanze zwischen Brown und Cherry ist so zart erzählt, das ist ganz großes Kino.
042 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Ich habe den Film schonmal gesehen, aber das ist so lange her … Ich konnte mich nur noch an Pam Grier und Robert Forster erinnern.
PPS
‚I gave my heart and soul to you, girl. Didn’t I do it, baby?‘ – It’s pretty. Who is this?
– The Delfonics.
It’s nice.
21. März – Sieben: Die Super-Profis (1979)
„Sieben: Die Super-Profis“ von Regisseur Andy Sidaris besitzt keine deutschsprachige Wikipedia-Seite. Sollte dieser Film etwa so unbedeutend sein? Eine Frage, der ich nachgehen könnte, aber dazu müsste ich das Sidaris Oeuvre wohl komplett begutachtet haben. Auffallend ist jedoch, dass „Seven“, wie er im Original heißt (nicht zu verwechseln mit „Se7en“), 101 Minute lang ist und 7 Superprofis gegen 7 Bösewichte antreten lässt. Das bedeutet also etwa 15 Minuten pro Bösewicht. Wir sehen schon, wo das Problem liegt. Dabei wäre die Grundidee eigentlich ganz brauchbar:
Hawaii Ende der 1970er. Das sonnige Paradies ist in die Klauen eines Verbrecherkartells gelangt. Niemand kann diese gierigen und ruchlosen Bösewichte aufhalten. Die Regierung ist machtlos, aber nicht ratlos! Drew Sevano wird das Problem lösen. Sevano (gespielt von William Smith) versammelt gegen die bösartigen Sieben seine glorreichen Sieben, die alle unterschiedliche Talente haben, um die Verbrecherbosse ins Jenseits zu befördern. Wir sehen Martial Arts, Skateboard-Armbrustschießen, Drachenflieger-Bombardements, Raketenabschüsse, Tankstellensprengungen und gut gezielte Cowboyrevolverschüsse.
Das klingt alles großartig und mit den typischen Elementen wie nackte Haut, Explosionen und Stockart-Filmszenen ausgestattet, auf die Sidaris so gern zurückgreift. Aber es ist kein „Hard Ticket to Hawaii“. Ich glaube, dass ich mit „Hard Ticket“ bereits auf dem Höhepunkt eingestiegen bin. Nun muss man „Seven“ allerdings zugute halten, dass sich der Regiessur vielleicht noch finden muss, stehen die „Superprofis“ doch am Anfang der Hawaii-Reihe. Man wird sehen. Ich hoffe jedenfalls auf weitere Neuveröffentlichungen, denn unterhaltsam waren die „Sieben“ durchaus.
Wie bei den B-Movies üblich gelten hier eigene Regeln für die Bewertung. Das bedeutet, der offiziellen Bewertung werden weitere B-Punkte (0,5 – 3) hinzugerechnet. Zu den 2 Punkten wird so noch +1 (7 Bösewichte + 7 Super-Profis bekommen von mir 0,5 Punkte, dazu kommen nochmal 0,5 Punkte für die irrsinnigen Attentate) B-Punkte hinzugerechnet.
Insgesamt kommt „Sieben: Die Super-Profis“ somit auf 2 Sterne + 1 B-Punkte = 3,5 Sterne. Zum Vergleich „Hard Ticket to Hawaii“ hatte 5,5!
043 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Guter Rollenspielfilm, würde ich sagen!
22. März – Kikis kleiner Lieferservice (1989)
Der letzte Hayao Miyazaki Film auf meiner Liste war „Porco Rosso“, den ich im Januar zum ersten Mal gesehen habe (und ich habe vor in diesem Jahr alle Filme aus dem Hause Ghibli zu gucken). „Kikis kleiner Lieferservice“ habe ich schonmal angefangen, aber dann nicht beendet, weil mich irgendetwas beschäftigte. Nun habe ich den Trickfilm aus dem Jahr 1989 gesehen und er ist ein kleines Glanzstück. „Klein“ stimmt auch nicht unbedingt, denn für Kiki ist das Abenteuer gar nicht klein, denn die junge Hexe sucht ihren Platz im Leben. Mit „klein“ möchte ich nur beschrieben, dass die Geschichte keine Weltenrettung (wohl aber eine Rettungsaktion!) zum Thema hat und das es das auch nicht braucht, denn Kiki ist einfache makellos.
Kurz gesagt muss jede Hexe mit 13 Jahren ihre Familie verlassen, um ihre Ausbildung in einer fremden Stadt abzuschließen. Kiki entscheidet sich dabei für eine Stadt am Meer, findet dort aber keine große Nachfrage nach ihren Hexenkünsten. Was ihr allerdings hilft, sind ihre Flugkünste, denn ein fliegender Lieferdienst ist genau das, was die Leute hier brauchen. Kiki kommt bei Osono und ihrem Mann in einer Bäckerei unter und hilft nicht nur im Verkauf, sondern baut auch ihren Lieferservice auf.
Währenddessen lernt Kiki eine andere Welt kennen. War ihr Heim magisch und behütet, ist die neue Stadt nicht unfreundlich, aber sie spielt nach anderen Regeln. Magie spielt hier keine große Rolle, dafür ist das Handwerk in jedweder Form ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Sei es das Backen von Brot, die Konstruktion einer Fahrrad-Flugmaschine oder auch das Malen – Das alles lernt Kiki zu schätzen und vervollständigt so ihre Ausbildung.
„Kikis kleiner Lieferservice“ ist eine Geschichte über Selbstständigkeit (auch im unternehmerischen Sinne!), „Coming of Age“ und Zauberei, die aus einem selbst herauskommt. Es ist eine wunderschöne Welt, die wir hier besuchen dürfen, bahnbrechend in Szene gesetzt und mit wundervoller Musik von Joe Hisaishi untermalt. Dieser Film ist ein Kleinod und gehört für mich zu den besten Filmen von Studio Ghibli und Miyazaki.
044 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
PS
Die Romane von Eiko Kadono sind inzwischen auch auf Deutsch erschienen. Gelesen habe ich sie allerdings noch nicht.
27. März – Findet Nemo (2003)
Die Geschichte von Marlin der seinen Sohn Nemo sucht und dabei von Dorie begleitet wird ist bereits 21 Jahre alt. Ich habe den Film nie ganz gesehen, als er lief. Nun habe ich ihn also komplett geguckt und es ist ein wirklich gelungener Film. Die Charaktere sind liebevoll gezeichnet und es ist eine großartige Abenteuergeschichte. Marlin muss auf seiner Heldenreise lernen loszulassen und wird dabei von Dorie unterstützt. Nemo ist hingegen in einem Heist-Film und versucht mit den anderen Fischen im Aquarium auszubrechen. Das ist wirklich großartig und damit habe ich gar nicht gerechnet. Das alles noch in einer rabiaten Zahnarztpraxis spielt und „bald Dana ihr Geschenk bekommt“ setzt noch einen drauf.
Dreieinhalb Jahre haben die Leute von Pixar an „Findet Nemo“ gearbeitet und das CGI sieht auch heute noch gut aus. Die Unterwasserszenen ziehen einen schnell in seinen Bann und im Laufe der Reise ändert sich das Licht und die Atmosphäre mehrmals für Marlin und Dorie. Und nun kommen wir zum absoluten Highlight meiner Meinung nach: Die Synchronisation. Ich schätze Christian Tramitz als Synchronsprecher sehr und er bringt Marlin mit der richtigen Nervosität und Dringlichkeit perfekt rüber. Nemo (gesprochen von Domenic Redl) macht ebenfalls eine großartige Figur und bewegt sich zwischen niedlich und entschlossen. Wirklich wundervoll. Aber Anke Engelke als Dorie ist einfach fabelhaft und zum Niederknien gut. „Einfach schwimmen, schwimmen, schwimmen“ werde ich vermutlich nie wieder vergessen. Ihre Stimme macht die Figur erst rund und glaubwürdig. Phänomenal.
Ich möchte aber auch eine liebsten Synchronstimmen nicht vergessen (hier nur in einer kleinen Rolle): Willi Röbke, der hier den Zahnarzt spielt. Eine der großen Stimmen meiner Kindheit und Jugend.
Kurzum: Findet Nemo ist fischtastisch. Aber ich bin sicher, den hat eh schon jeder gesehen!
045 von 150 Filmen für das Jahr 2025.
29. März – Captain Kronos: Vampire Hunter (1974)
Horst Janson kenne ich aus der Sesamstraße, aber er macht auch als „Captain Kronos – Vampirjäger“ eine tadellose Figur. Gemeinsam mit dem buckligen Professor Grost (gespielt von John Cater) geht der ehemalige Soldat Kronos überall dorthin, wo Vampire ihr Unwesen treiben. Aber er hilft auch Frauen, die zu Unrecht verurteilt wurden und befreit Carla (gespielt von Caroline Munro), die er auf dem Weg zu Dr. Marcus (gespielt von John Carson) trifft. Marcus ist davon überzeugt, dass Vampire ihr Unwesen im Dorf treiben, doch er kann nicht ganz herausfinden, wo sie sich aufhalten … Doch Grost und Kronos haben da so ihre Pläne, wie man Vampire aufspürt und zur Strecke bringt.
„Captain Kronos“ ist das letzte Aufgebot der Hammer Studios in den 70er Jahren. Der Film mischt gekonnt klassischen Vampirhorror mit Elementen des Westerns kombiniert mit Motiven aus dem Mantel-und-Degen-Film. Kronos ist der wortkarge Blonde, der Django unter den Vampirjägern. Sein Revolver ist das blitzschnelle Katana an seiner Seite und der Obervampir ist ein begnadeter Degenfechter, gegen den sich Kronos nur schwer zur Wehr setzen kann. In einem Duell auf Leben und Untod treten sich die beiden gegenüber. Nur einer wird gewinnen.
All das hat nicht geholfen. Kronos war kein Erfolg und auch wenn weitere Filme geplant waren, so wurden sie nicht in Auftrag gegeben. Tatsächlich war der Film (der 1974 veröffentlich wurde) erst 2004 in Deutschland verfügbar, nachdem sich Anolis dem Film in ihrer Hammer-Reihe angenommen hatte.
Ich verstehe gar nicht, warum der Film nicht Interesse bekommen hat. Die Genremischung ist hübsch inszeniert, gepaart mit einem maskenhaften Mysterium (das vermutlich durch die bessere Bildqualität der DVD und Bluray noch schneller zunichte gemacht wird) und einer gewissen Eigenständigkeit. Das Aussehen und die Stimmung von „Kronos“ ist anders als die übrigen Vampirfilme von Hammer. Kronos ist als Figur großartig gespielt von Janson und trägt natürlich eine dramatische, hemdzerfetzende Hintergrundgeschichte in sich, die er Carla im Heu beichtet. Aber das sind gar nicht die Momente, die mich begeistern. Spannender sind die Jagdszenen, in den obskure Vampirmythen auftauchen (die man dann wiederum bei Warhammer Fantasy findet) oder die Versuche einen Vampir mit der richtigen Methode zu „erlösen“. Ebenfalls gelungen sind die Degenkämpfe. Tatsächlich machen Janson und der Obervampir gute Figuren im Fechtkampf. Kein Wunder: Williams Hobbs (der Obervampir) ist ein exzellenter Fechtmeister gewesen, der Janson für diesen Film ausgebildet hat. Das sieht man und ist einfach großartig.
Mir gefällt Kronos und für alle, die nicht genug von diesem Helden bekommen können, sei darauf hingewiesen, dass es eine Fortsetzung als Comic gab. Ob sie etwas taugt, weiß ich leider nicht. Leblos wie die maskierte Mutter liegt das Heft in einem finsteren Teil meiner Wohnung …
Aber seht nur, die Sonne geht langsam unter. Die grauen Wolken ziehen vorbei. Der Auftrag ist vollendet. Kronos, du musst weiterziehen. Der treue Grost wird dich begleiten und an deiner Seite bleiben. Keine Zeit für die Liebe zu Carla. Lass sie zurück. Reite weiter an einen anderen Ort, auf der Suche nach dem Bösen. Der Captain führt ein Leben in selbstgewählter Einsamkeit, gequält von den eigenen Dämonen. Und so zieht Kronos weiter und kämpft noch immer irgendwo gegen das Böse …
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30. März – Die 36 Kammern der Shaolin (1978)
„Du wirst schnell und direkt nur mit … Kung Fu! Das Resultat ist Power.“ Hoppla, da hab ich wohl irgendwas durcheinandergebracht … Aber um Kung Fu zu lernen, musst du das Training in den 35 Kammern der Shaolin durchstehen. Und Liu Yu-de (gespielt von Gordon Liu) setzt alles daran, um Kung Fu zu meistern, damit er es den grausamen Mandschuren (in der neuen Synchro Tataren) heimzahlen kann. Wir begleiten den jungen Mönch bei seiner Ausbildung und
„Die 36 Kammern der Shaolin“ ist für mich bemerkenswert für drei Dinge. Wer diese Rezension meistern will, muss diese drei Kammern durchqueren:
1 – Die Kammer der Ausbildung: Die Ausbildung macht wahnsinnig Spaß. Das ist großartig und natürlich auch kurios in Szene gesetzt. Von der ersten Prüfung (komm pünktlich und trocken zum Essen), über das Stoßen von Sandsäcken mit dem Kopf, bis hin zum Schlagen der Glocke mit einem langen Bambusstab, sehen wir tolle Szenen und Trainingsmontagen. Nicht umsonst gehören die „36 Kammern“ zu den größten Kung-Fu-Filmen und werden oft referenziert.
2 – Die Kammer der Kämpfe: Martial Arts gehört gar nicht zu meinen Genrefavoriten, aber die Kämpfe hier sind tänzerisch choreographiert und machen Spaß. Gerade nachdem Liu Yu-de seine Ausbildung beendet hat und die 36. Kammer gründen will. Jenseits des Klosters lernt er die einfachen Leute kennen, die unter der Herrschaft der Mandschuren leben müssen. Er sieht, wie sich der Schmied mit seinem groben Schmiedehammer gegen die Soldaten zur Wehr setzt und scheitert. Aber mit etwas Hilfe des gelernten Kung Fu, das Yu-de in einem raschen Moment weitergibt, kann der Schmied gewinnen. Das macht einfach Spaß. Besser ist nur der Kampf gegen Yu-des Lehrmeister mit der neuen Waffe, die der Aspirant erfunden hat. Kung-Fu-tastisch!
3 – Die Kammer der Stimmen: Ich liebe diese 70er und 80er Jahre Synchronarbeiten. Elmar Wepper als Liu Yu-de ist fabelhaft. Wir hören Willi Röbke, Horst Naumann, Christian Marschall und viele andere Sprecher. Die neue Synchronisation hat natürlich auch gute Sprecher (und den Vorteil, dass man den ungekürzten Film gucken kann), aber die alte Synchro hat dieses schöne Kratzen im Hals, dass man heute seltener hört.
Action satt, keine großen Längen und ein bisschen Phantastik im Bereich des Kämpfens, das macht die „36 Kammern der Shaolin“ für mich zu einem unterhaltsamen Film. Sicherlich einer der großen Filme der Shaw Brothers aus Hongkong.
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PS
Das einzige, woran ich mich beim Wiedersehen erinnern konnte, war die Synchro und das Glockenschlagen. Hat sich also gelohnt nochmal zu schauen.

Switch 2 Ankündigung
Gestern hatte ich eine Stunde lang Kurzurlaub, als mein Bildschirm rot wurde und die Arbeit in den Hintergrund geschoben wurde, denn um 15:00 Uhr lief die große Direct zur neuen Nintendo Konsole. Die Switch 2 kommt am 5. Juni 2025 und bringt ein paar neue Features mit. Vorbestellen kann man sie ab dem 08. April und der nahe Erscheinungstermin ist großartig. Ich hoffe die Konsole wird in ausreichender Stückzahl erhältlich sein. Ebenfalls erfreulich ist die Kompatibilität zur alten Switch, etwas das bei Nintendo nur sehr selten vorkommt. Es gibt allerdings eine kleine Liste an Spielen, die Probleme bereiten (die findet ihr auf der Nintendo Seite).
Mal abgesehen von der neuen Konsole und den neuen Spielen (allen voran natürlich Mario Kart World und das neue Spiel von From Software: Duskblood) freue ich mich auf The Legend of Zelda: Wind Waker. Das wunderschöne Zelda-Abenteuer (das ich dankenswerterweise durch Pepe bereits auf der WiiU kennenlernen durfte, da er mir seine Konsole vermacht hat) erscheint über die Online-Ergänzung, denn nach NES, SNES, Game Boy und Game Boy Advanced kommt jetzt der Game Cube. Das einzig Bedauerliche ist natürlich, dass damit eine Zelda-Box (wie seinerzeit bei Mario mit Mario 64, Mario Galaxy und Mario Sunshine) deutlich unwahrscheinlicher wird.
Zum Abschluß noch etwas nachdenkliches. Ich sah gestern den Livestream bei RBTV und hatte auch den Chat eingeschaltet. Ich weiß, dass das Momentaufnahmen sind und ich bin sicherlich der Letzte der „Positivität“ im Leben verbreitet. Ich bin eher der „halb-leer“-Typ. Trotzdem machten mich die Kommentare im Chat nachdenklich. Deutlich nachdenklicher als ich wollte. Die Negativität war erstickend. Sie erinnert mich auch an Debatten in unserem Rollenspielhobby, wo ebenfalls zu viel schlechtgeredet und zerpflückt wird. Damit meine ich nicht, dass man alles positiv bewerten muss, das würde ich ja selbst nie tun. Aber das man sich freut, wenn andere ihren Spaß haben, haben wir scheinbar vergessen.
Ich würde dazu auch gern das Video von Topf voll Gold empfehlen, das ich passenderweise gesehen habe und das die allgegenwärtigen Negativität in den Medien & Sozialen Medien zum Thema macht. Schaut da mal rein, das erklärt ganz gut, was diese andauernde Negativität mit uns macht. Überraschung: Es ist nicht gut.
Noch ein Trailer: Metroid Prime 4: Beyond
Das sieht alles sehr gut aus. Vielleicht wird es ja der Launch-Titel für die Switch 2? Die Nintendo Direct dazu ist am 2. April 2025, also nicht mehr so lang hin. Ich war tatsächlich auch überrascht, so kurz vorher noch eine allgemeine Direct zu sehen … aber Nintendo ist ja oft für Überraschungen gut.