Die Deutsche Post warb mal (in Form einer gewaltigen, sonnenbebrillten, gelben Hand namens Rolf mit eigener Dreiworthymne: „Hier kommt Rolf!“) mit dem Slogan „Schreib mal wieder“, was heutzutage reichlich absurd klingt. Niemand schreibt mehr Briefe. Die Chance im Briefkasten einen Brief zu finden, der keine Rechnung, keine Werbung, kein Behörden- oder Versicherungsschreiben ist so wahrscheinlich wie Rolfs Rückkehr auf den Fernsehbildschirm. Dabei ist Schreiben eine tolle Sache, genauso wie ein Blog.
Auf der re:publica 24 gab es eine Diskussionsrunde zum Thema Social-Media-Plattformen. Dort sprach man auch kurz über Blogs und die eigene Webseite. Da Plattformen mehrere Probleme haben (okkulte Algorithmen bestimmen die Sichtbarkeit deiner Beiträge, Enshittification allüberall oder fragwürdige Milliardäre leiten die Plattform wie einen Feudalstaat), ist die Überlegung naheliegend lieber auf der eigenen Seite aktiv zu sein. Ich kann diesen Gedankengang nachvollziehen und habe schon vor einiger Zeit wieder mit dem Bloggen begonnen, denn ich habe ein gespaltenes Verhältnis zu all den Plattformen. Am meisten beschäftigt mich die Abhängigkeit gegenüber der Plattform, denn sollte der Betreiber irgendwann sagen „Wir machen den Laden dicht“, dann stehe ich am Ende mit leeren Händen da. Dieses Ausgeliefertsein behagt mir nicht. Unbehaglich sind auch viele Kommentare auf diesen Plattformen, ein Grund mehr sich von dort zurückzuziehen. Zugleich gibt es Zwänge auf den Plattformen, wie Beiträge auszusehen haben und natürlich schreibt niemand einen Text bei Instagram, ja selbst ein Foto bringt dort nichts, wenn es nicht in einer Story auftaucht. Kurzum: Der Weg zurück zum eigenen Blog liegt nahe.
Natürlich wurde auf der re:publica nicht über Rollenspiel-Blogs gesprochen. Trotzdem würde ich mich freuen, wenn die Rollenspiel-Blog-Landschaft vielfältiger wäre, ja wenn mehr Leute den Weg zurück zum Blog finden würden. Doch das lange Lesestück (das ideal zum Blog passt) hat heutzutage ein Problem Aufmerksamkeit zu erregen. Nicht nur ist es schwer, einen guten Text zu schreiben, es ist auch schwer Leute zu finden, die sich auf einen längeren Text konzentrieren können oder wollen. Also beginnt man seine Gedanken in Ranglisten zu organisieren, in Fragen oder sog. Forward Referencing (Lies meinen Artikel: Aus diesem Grund solltest du noch heute deinen eigenen Blog starten!), damit jemand den Artikel liest bzw. klickt – wir kennen das auch von rollenspielfremden Webseiten, die um die Lesenden bangen. Diese Clickbait-Strategie bringt mich eher dazu Reißaus zu nehmen.
Stellt sich also die Frage, ob es zu einem Back to the Blogs kommen wird? Ich bin unsicher. Einen guten Blog zu betreiben ist aufwändig und erfordert Beharrlichkeit in Zeiten von Ablenkungen. Aber wer Spaß am Schreiben hat, den Plattformen den Rücken gekehrt hat (aber trotzdem noch etwas publizieren möchte) oder in Übung bleiben möchte (denn Schreiben ist eine Fertigkeit, die trainiert werden muss), der ist mit einem Blog gut beraten. Und ganz unter uns: Noch schöner wird es, wenn das Blog irgendwann gesammelt zum Fanzine wird.