Die Gamescom ist ein seltsamer Ort. Manche Leute reisen mit Klappstühlen dorthin, damit sie in den verschlungenen Warteschlangenbereichen sitzen können, denn die Wartezeiten sind lang. Es gibt sogar Exil-Wartebereiche, die durch Zebrastreifen von der eigentlichen Warteschlange unterbrochen werden, damit die Laufwege frei bleiben. Wer sich hingegen nicht für Starfield oder Payday interessiert, findet weniger Warteschlangen (die Warteschlange wird übrigens ein neues Monster für die Reihe Unübersetzbare Monster!) im Indie- und Retro-Bereich. Hier hätte ich mir noch deutlich mehr Aussteller gewünscht, aber vermutlich kann kein kleines Studio die horrenden Standpreise bezahlen.

Außerdem hätte ich gern Geld auf der Gamescom ausgegeben, aber es war unmöglich (von einer Cola für 5,40€ abgesehen). Das Merchandise hat mich nur bedingt begeistert und da ich Sammelfiguren kein Zuhause bieten möchte (oder könnte), mussten sie alle weiter in ihren Körben ausharren. Videospiele konnte man gar nicht kaufen. Oder sie waren gut versteckt. Auf einer Videospiel-Messe Videospiele kaufen, scheint ein zu verwegener Gedanke für ein Standkonzept zu sein. Ich hatte fest damit gerechnet ein paar Retro-Titel zu Sammlerpreisen zu sehen, vielleicht wäre es mir ja gelungen Majoras Mask fürs N64 zu ergattern, aber Fehlanzeige.

Was mich auch verwunderte, war das Fehlen von Game Designern, Autoren, Künstler, etc. Dabei war vor der Gamescom noch eine besondere Messe namens Devcom, wo unter anderem Dave Grossman und Ron Gilbert zu Gast waren. Ich bin sicher, dass der Vortrag äußerst interessant war und zu gern hätte ich mir das auch angehört. Doch leider ist diese exklusive Veranstaltung preislich soweit von meinen Einkünften entfernt, dass ich sie mir gespart habe. 200€ nur für den Online-Zugang sind befremdlich (und 1500€ und mehr für ein Networking-Event sind unverfroren oder vielleicht auch ganz normal, nur völlig außerhalb meiner Reichweite). Ich frage mich, ob zumindest einige Vorträge später der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden, oder ob all die Gesprächsrunden hinter einer Bezahlschranke verborgen bleiben.

Schließlich haben wir dann doch noch ein paar coole Leute von den Rocket Beans treffen können und wir hatten wir ein bisschen Zeit über die Gamescom, den Stand und natürlich Rollenspiel zu reden. Ich konnte zum ersten Mal den RBTV-Stand von allen Seiten sehen, den ich sonst nur das Streaming-Programm kannte und es ist schon beeindruckend, wie das alles aufgebaut ist und wie viel Arbeit darin steckt. Leider konnten wir nicht noch länger bleiben (ich wollte noch zwei Bücher verschenken), aber die Abreise nahte. Die Bahn war an diesem Tag recht störrisch und wir wollten nicht bei Einbruch der Nacht zuhause sein.

Was bleibt ist mein rotes Ab-18-Bändchen (was ich nicht benutzt habe), der Schrittzähler (der schließlich 19000 Schritte anzeigte) und die Enttäuschung nur eine Cola auf der Messe gekauft zu haben (weil es nirgendwo Videospiele zu kaufen gab!).