Zuerst: Niemand braucht ein teures Notizbuch mit Prägung, handgeschöpftem Papier und einen edlen Füller mit spezieller smaragdgrüner Tinte, um in das Buch zu schreiben. Wenn man Lust darauf hat (und ich kaufe gerne Papierwaren), sollte man es tun, aber notwendig ist es nicht. Allerdings sind Notizbücher eine vergleichsweise günstige Leidenschaft und es gibt tatsächlich bedeutende Qualitätsunterschiede (dickeres Papier hilft bzw. Papier mit hoher Opazität, so dass die Tinte nicht durchschimmert). Man sollte aber nicht erwarten, dass man bessere Ideen hat, wenn man ein teures Notizbuch besitzt. Oder das man erst loslegen kann, wenn man teure Schreibuntensilien hat. Die Ideen können genauso gut in einem Vokabelheft für 1€ festgehalten werden oder in einem selbstgebauten Heft. Und nun meine drei Gründe, warum man ein Notizbuch benutzen sollte.

1. Notizbücher sind ein einfaches Werkzeug. Sie brauchen keinen Strom, keine Software und sie werden in 50 Jahren noch genauso funktionieren wie heute (was man von diesem Blog nicht sagen kann). Ich schlage eine Seite auf, schreibe eine Idee auf, schließe das Buch und lebe weiter. Gleichzeitig kann ich das Notizbuch überall mitnehmen und es ist schnell einsatzbereit (vorausgesetzt ich habe einen Stift dabei), etc. Kurzum: Papier und Stift sind eine ganz praktische Angelegenheit und sie kosten auch deutlich weniger als ein Notebook.

2. Notizbücher dokumentieren Entwicklungen. Ich blättere zurück, ergänze Ideen, die ich vor zwei Jahren notiert habe und sehe auch was mich vor vier Jahren interessiert hat. Oftmals bemerke ich, wie sehr mich gewisse Themen nicht loslassen und sie tauchen immer wieder auf. Das ist ein eindeutiges Zeichen, dass man damit etwas machen sollte. Natürlich kann man das alles auch in einer Idee.txt festhalten, aber wenn ich das Notizbuch aus dem Jahr 2019 im Regal sehe, dann ist es viel einfacher mal kurz reinzublättern und zu schauen, was für eine Person ich 2019 war und was mich 2019 interessiert hat (Tipp: Immer das Datum bei Einträgen dazuschreiben). Ich schreibe auch gern Zitate auf, die ich interessant oder lehrreich finde und stelle dann auch nach Jahren fest: Hey, das ist immer noch ziemlich schlau, was die Person da mal in einem Interview gesagt hat. Allerdings hat das Notizbuch einen gewaltigen Nachteil gegenüber Ideen.txt – Die Volltextsuche ist großartig und man findet deutlich schneller alle Infos über Dinosaurier aus allen Jahren. Wer sein Notizbuch exzessiv nutzt (und das tue ich nicht), der kann natürlich auch Farbcodes, Schlagworte und Inhaltsverzeichnisse einbauen und findet so etwas schneller die Dinoinfos aus dem Jahr 2017.

3. Notizbücher helfen mr beim Denken und Entwickeln von Ideen. Ich weiß nicht genau warum (aber Quarks hat da eine Antwort, Stichwort Gedächtnisspuren), aber ich habe den Eindruck ich kann mir Sachen besser merken, wenn ich sie handschriftlich notiere. Gleichzeitig kann ich kleine Kreise drumherum malen, eine Tür einzeichnen, Strichmännchen verteilen, meine tollen Farbstifte benutzen (die eine flexible Spitze haben und wie ein Pinsel funktionieren) oder die Aquarellfarben (wenn ich wirklich viel Zeit habe) mit dem Wassertankpinsel (was für eine Entdeckung!) verwenden. Und während ich scribble oder doodle denke ich weiter nach, drehe die Idee herum, mache eine kurze Raumskizze von einem Dungeon (und das sieht alles ziemlich schlecht aus, aber das macht nichts, ich mache das ja für mich und nicht für Instagram), unterstreiche ein Wort das mir gefällt in grün oder male einfach eine Seite rot an, weil das gerade zum Thema oder der Stimmung passt. Während ich das tue überlege ich und manchmal kommt eine neue Idee. Das passiert auch beim Tippen, aber ich habe den Eindruck es passiert dabei etwas seltener und es ist viel schwerer in einer Textverarbeitung mal schnell Strichmännchen zu malen. Allerdings, das muss ich zugeben, kann man viel schneller eine Seite rot einfärben.