Ich stelle immer wieder fest, wie vieles ich in Elden Ring nicht gesehen habe. Mohg, der offenbar den Eingang zu Shadow of the Erdtree ermöglicht, kenn ich nur als „schwächere“ Inkarnation aus der königlichen Hauptstadt Leyndell. Malenia, Miquellas Klinge habe ich bislang auch noch nicht gefunden. Kein Spiel gibt mit so oft das Gefühl, dass ich etwas falsch mache, umherirre oder vergessen habe. Ich habe mir dann und wann ein Video angeschaut, um herauszufinden, wo sich in diesem oder jenem Gebiet Gnade befindet (vor allem, wenn der Spielabend länger wurde und die Gedanken bereits um die Arbeit des nächsten Tages kreisten), aber sonst habe ich versucht Elden Ring allein zu bestreiten. Ein Fehler?
Betrachte ich die 90 Stunden, die ich bislang mit Elden Ring verbracht habe (und die Daten von How long to Beat sprechen dafür, dass Hauptstory – kryptisch und teilweise undurchschaubar für mich – und Extras – die Nebenquests noch rätselhafter! – eher bei 100 Stunden und mehr liegen), dann habe ich mit meinem Spielstil etwa die Hälfte gesehen. Ja, der Erdenbaum brennt und Radahn und Haus Vulkan sind Geschichte, aber als ich Bilder von Wartenden vor einem spinnwebverhangenen Kokon sah, wusste ich gar nicht, wo oder was das sein soll. Wenn ich die Ausrüstung mancher Spielender sehe, frage ich mich, wo es so etwas großartiges zu finden gibt. Als viel zu berufstätiger Gelegenheitsspieler liegt mir das Gamedesign von The Legend of Zelda – Breath of the Wild oder Tears of the Kingdom näher als Elden Ring, aber dennoch … Elden Ring ist die beeindruckendste Reise, die ich in einem Videospiel bislang zurückgelegt habe. Breath of the Wild legte dafür fraglos den Grundstein und besitzt eine offenere Welt als Elden Ring. Elden Ring ist geschickt darin, die Spielenden durch Klippen, Abgründe, Brücken, Berge und Engpässe zu lenken. Das Zwischenland ist ein Labyrinth und im Gegensatz zu BotW oder TotK kann man nicht jeden Berg problemlos erklimmen. Man muss Routen suchen, Orte umkreisen, Portale finden oder manchmal auch Geheimtüren. Die Erkundung ist eingeschränkter, aber nicht weniger beeindruckend. Sie ist anders. Gleich zu Beginn des Spiels in die unterirdischen Kristallminen von Sellia teleportiert zu werden, war so ziemlich das Verrückteste, das mir (und vielen anderen) passiert ist. Die Fahrt nach Siofra hinab war so beeindruckend wie der wortwörtliche Twist von Castlevania – Symphony of the Night.
Aber diese Art des Weltdesigns lässt mich auch dann und wann ratlos zurück. Natürlich muss ich nicht alles untersuchen, aber wenn ich auf der Karte Ruinen sehe, weckt das in mir den Wunsch, diese verfallenen Orte aufzusuchen. Doch erreichen tue ich diese Orte selten. Ich müsste alle Gebiete genau untersuchen, müsste große Schleifen und weite Umwege nehmen, um dann das Ziel zu erreichen, das auf einem Gipfel liegt. Diese Verbindungen zu knüpfen fällt mir wahnsinnig schwer und mir fehlt auch die Zeit. Allein das Zwischenland zu bereisen ist ein Gefühl zwischen Verlorenheit und eigener Unfähigkeit. Ich fühle mich oft an das (zu) gut versteckte DLC von Dark Souls erinnert. Vielleicht ist es Zeit, die Reise gemeinsam fortzusetzen, damit ich den DLC überhaupt finden kann. Und vielleicht wäre es auch sinnvoll bessere Ausrüstung und meinen Charakteraufbau zu optimieren, die Schmiedesteine zu sammeln und vielleicht den ein oder anderen Trick zu lernen, wie man diesen und jenen Boss schneller besiegt.
Aber ist Elden Ring (oder jedes andere „Soulsborne“) dann noch die gleiche Erfahrung? Ich erinnere mich an Secret of Mana: Führte der altehrwürdige Nintendo-Spieleberater nicht dazu, dass ich nur noch mit der Lösung spielte? Immer wieder bleibt mir im kopf der Gedanke: Du kannst Elden Ring nur ein einziges Mal erleben … Tatsächlich war der Berater mein ständiger Begleiter, aber nicht für die Kampftaktiken, wohl aber für Hinweise in die richtige Richtung. Also gar nicht so weit davon entfernt, wie ich Elden Ring Tipps benutze. Wobei ich zugeben muss, dass es praktisch wäre herauszufinden, wo die Leute all diese tolle Ausrüstung finden (glänzenden Schwerter, prächtige Rüstungen und Bollwerke als Schilde) und mich würde auch interessieren, wie mein Ritter am besten auszubauen ist, damit nicht jeder Bosskampf zu einem Tanz von 15 Minuten wird, bei dem ich nur verlieren kann.
Die Erklärvideos zu Elden Ring sind zahlreich und nachdem der download von Shadow of the Erdtree inzwischen abgeschlossen ist, habe ich etwas herausgefunden: Um Mohg zu erreichen gibt es zwei Wege. Einer erfordert wohl einen Online Zugang, den ich an der Playstation nicht zugebucht habe, der andere benötigt ein zerteiltes Medaillon. Der erste Teil liegt in Liurnia, im westlichen Teil des Seenlandes und war problemlos zu finden. Der zweite Teil des Medaillons befindet sich in Schloss Sol auf dem Berggipfel der Riesen. Dort brachten mich zwei Löwenmonster und ein teleportierender Geisterritter mit zwei Klingen ordentlich ins Schwitzen. Ein Boss wartet hier auf mich und es ist sicherlich nicht der letzte. Der Berggipfel der Riesen gehört zu den Orte, die ich am wenigsten untersucht habe. Ich glaube es ist kein Fehler Elden Ring mit etwas Hilfe zu spielen, das Staunen bleibt einem erhalten, auch wenn man versucht mit etwas Hilfe einen bestimmten Ort zu erreichen, einen Gegenstand zu finden oder ein Rätsel zu lösen. Und ganz ehrlich: Ich erinnere mich auch selten an ein Gespräch mit einem NSC, welches ich im März 2024 führte und auf das nun Bezug genommen wird. Und genauso wie bei Dark Souls, werde ich nach Beendigung von Elden Ring ein VaatiVidya Video anschauen und überrascht sein, welche Geschichte in Elden Ring überhaupt erzählt wurde. Insofern geht die Reise weiter und im Gepäck liegt nun ein kleiner Spieleberater (in Form von Videos), den ich ab und an mal um Rat frage. Stürzen wir uns in den DLC, viel Erfolg Befleckte – Here we go again!