Abenteuer für Mausritter sind etwas besonderes. Die meisten von ihnen haben sechs Seiten und sind ein geschickt konstruiertes Geflecht aus Illustration, Karte und Text. Wer Mausritter nicht kennt sollte durchaus mal einen Blick riskieren, wie so ein Mausritter-Abenteuer eigentlich aussieht. Um das zu vereinfachen, stelle ich einfach mal ein Mausritter-Abenteuer vor. Der Schrebergarten befindet sich gerade in der Vorbestellung (und ich bin ein Teil des System Matters Verlags und damit ist das nicht nur ein Artikel, sondern auch etwas Werbung für die Vorbestellung, denn wir können bei solchen Projekten wirklich jede Hilfe brauchen) und wir werfen nun einen Blick auf das Abenteuer von Daniel Simon Richter und Jessika Brings: Schlauraffs Pfeiler, um die Besonderheiten eines Mausritter-Abenteuers hervorzuheben.

Das Abenteuer ist eine einzige Kletterpartie. Die Umschlagsillustration zeigt bereits worum es geht und weil es im Abenteuer nach oben geht, ist es im Hochformat angelegt. Da ich von Schaulraffs Pfeiler nicht alles verraten möchte, zeige ich nur den Start des Abenteuers:

Alle Einträge in einem Mausritter-Abenteuer bestehen aus dem Titel und der Zuordnung zur Karte, einer atmosphärischen Beschreibung in einem Satz und dann den Einzelheiten des Ortes als Liste. Es ist textlich ein Minimum und so für die Spielleitung schnell erfassbar. Damit das funktionieren kann, muss die (im weitesten Sinne so zu bezeichnende) Dungeonkarte detailliert sein. Ich erinnere mich an die Karte des Hauses vom Knarrenden und windschiefen Haus (Cthulhu), wo auch sämtliche Möbelstücke und das Hausinterieur eingezeichnet war, so dass die Raumbeschreibungen als Fließtexte unbedeutender wurden. Für Mausritter eröffnet die ergänzende Illustration die Möglichkeit zur Textreduktion. Ja, nur Dank der illustrierten Karte sind die knappen Raumbeschreibungen überhaupt möglich.

Mir ist bewusst, dass für einige Spielleitungen die Beschreibungen zu karg sind, aber ich finde oft wird dabei das Bild außer Acht gelassen. Denn Farbe, Form und Position der Katzensperre (1) werden durch das Bild transportiert und weniger durch den Beschreibungstext. Auch die Möglichkeit den Meiseknödel zu erklettern ergibt sich aus dem Bild und nicht dem Text. Das macht Mausritter-Abenteuer zu einem komplexen Zusammenspiel zwischen Autor:in und Illustrator:in (und Layouter:in!), aber es macht sie auch zu einem fabelhaften Werkzeug für die Spielleitung. Auch wer wenig mit Mausritter anfangen kann, sollte sich anschauen, wie auf so wenigen Seiten so viel Spiel beschrieben ist. Es funktioniert am Spieltisch ganz wunderbar und wie bei einem guten Kochbuch erfasst man schnell, was der nächste Schritt ist, auch wenn gerade die Töpfe auf dem Herd brodeln. Man beachte auch die Hervorhebungen bei 1: getrockentes Blut und Katzenspuren. Die wichtige Spuren findet man so schnell wieder.

Für alle, die Rollenspielabenteuer schreiben wollen, ist Mausritter ein hervorragendes Beispiel wie Informationen geschickt für die Spielleitung aufbereitet werden können. Man lernt viel über gutes Abenteuerdesign und wie gut Listen und lesbare Karten der SL dabei helfen ein Abenteuer zu leiten.